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Aniya war mit ihrer Arbeit zufrieden. Die Wunde ohne Rückstände verheilt, aber eigentlich war dies auch zu erwarten. Fast täglich übte sie die heilenden Technik nun seit einigen Jahren und gerade kleine Wunden regenerierte sie mittlerweile im Schlaf. Selbst an ihren schlechten Tagen sahen verletzte Stellen nach ihrer Heilung aus, als wäre nie etwas geschehen. Auch Asuka und ihre wölfische Begleitung schienen mit dem Resultat zufrieden. Sie bedankte sich für die Behandlung und verabschiedete sich. Aniya erwiderte die Geste und verließ das Behandlungszimmer. Es warteten schließlich noch jede Menge andere Aufgaben auf sie.
Den Blick auf das Klemmbrett mit den Papieren gerichtet, las die Medic, ihre Umgebung hauptsächlicher außer Acht gelassen, die darauf verfassten Blutwerte eines Patienten. Sie bog um eine Ecke, ging dort, ohne auch nur einmal aufzusehen, weiter den Gang entlang. Der Hausmeister hingegen, welcher in diesem Moment gerade in demselben Gang stand und Blutflecken vom Fußboden entfernte, sah Aniya und er sah auch, was der guten Frau im Weg stand. Kurz bevor sie in seinen Wagen mit Putz- und Handwerksutensilien hinein laufen konnte, schob er ihn beiseite. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie den Mann und schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
Hallo, Herr Hausmeister. Sie kannte seinen Namen nicht. Aniya war sich nicht mal sicher, ob überhaupt jemand den Namen des Hausmeisters kannte, trug der gute Mann schließlich auch kein Namensschild. Er erwiderte die Begrüßung, ebenfalls mit einem Lächeln.
Guten Tag, Ma'am. Nachdem sie um die nächste Ecke bog, schob der Hausmeister einem ebenfalls abgelenkten Arzthelfer den Wagen vor die Füße, sodass diese der Länge nach auf die Nase flog.
Aniya stand bei der Rezeption, füllte dort einige Formulare für die Verlegung eines Patienten auf eine andere Station aus. Zudem musste die Rezeptionistin den neuen Aufenthaltsort im Falle von Besuch für die Person wissen. Es war ruhig in der weiten Eingangshalle, aber so sollte es nicht bleiben. Es stürmten Shinobi in das Krankenhaus und zum Empfang. Einer von ihnen hatte ein blutüberströmtes, leblos wirkendes Mädchen im Arm. Zwei andere stützten einen ebenfalls stark verletzten Mann und folgten nur langsam ihrem voraus stürmenden Kollegen. Die Empfangsdame stand sofort auf ihren Beinen und auch Aniya war alarmiert. Ohne zu zögern trat sie an den Shinobi mit dem Mädchen im Arm heran. Trotz des ganzes Blutes waren die mehr als sehr schweren Verletzungen deutlich zu erkennen. Das Mädchen war völlig entstellt.
Ein Notfall an der Rezeption. Wir brauchen sofort medizinische Unterstützung! Die Rezeptionistin funkte die Ambulanz an und gab weitere Anweisungen durch. Aniya prüfte derweil etwaige Lebenszeichen seitens des Mädchens, konnte aber keine feststellen. Es hieß höchste Eile! Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte sich bereits ein Liege in der Empfangshalle eingefunden und das junge Mädchen wurde in rasantem Tempo in die Ambulanz gefahren. Der Mann ebenso verletzte Mann war noch bei Bewusstsein, wurde aber ebenfalls in die Notaufnahme gebracht. Ein anderer Medic würde sich um sein Befinden kümmern. Aniya blieb bei dem Mädchen.
Keine Atmung und kein Puls. Intubieren Sie und stoppen Sie die Blutung! Ich versuche das Herz zu reanimieren! Wies die Jounin die heran eilenden Schwestern an und diese machten sich sofort an die Arbeit. Nachdem das Mädchen in ein Zimmer gebracht wurde, kam ein weiterer Medic hinzu und versuchte den Blutfluss zu stoppen. Zu viert standen sie um das Mädchen herum. In Windeseile wurden Infusion angelegt und der Körper wurde an lebenserhaltende Gerätschaften angeschlossen. Ein kontinuierliches piepen ließ die nicht vorhandene Herzfrequenz verlauten. Hoffentlich konnte Aniya das noch ändern. Sie konzentrierte Chakra in ihre Hand und legte die Fingerspitzen auf den entstellten Brustkorb, über dem Herzen. Kurz zuckte der Körper unter den elektrischen Impulsen, die ihr Chakra in das Herz jagte, doch das piepen blieb. Aniya versuchte es erneut. Schüttelte bei der ausbleibenden Reaktion den Kopf und schloss die zum Herzen nächst liegenden Blutgefäße, um ein sofortigen Blutverlust zu vermeiden. Dann sendete sie ein drittes Mal die elektrischen Impulse ins Herz. Es änderte sich nichts. Durchatmend starrte die Braunhaarige auf die flache Linie der Herzfrequenz. Fragend blickte die intubierende Schwester sie an. Auch die anderen, behandelnden Medics und Arzthelfer wurden ruhiger. In all ihren Gesichtern konnte man die Enttäuschung sehen. Jeder von ihnen wusste es.
Zeitpunkt des Todes, 14 Uhr 26. Sprach Aniya und seufzte schwer. Bereits als sie den Shinobi mit dem Mädchen auf dem Arm ins Krankenhaus stürmen sah, wusste Aniya, dass sie nicht mehr viel helfen konnte. Dennoch schmerzte es zu sehen, wie ein so junges Leben von ihnen ging. Allein die Körpergröße der Brünette verriet der Jounin, dass sie nicht älter 13 Jahre sein konnte. Eher jünger. Ein Kind, dass einfach unter ihren Händen weg starb. Aniya kannte diese Momente. Sie hinterließen immer eine gewisse Leere in ihr. Die anderen Anwesenden schienen dieses Gefühl zu teilen. Eine bedrückende Stille herrschte, während die Arzthelfer und der andere Medics sich ans aufräumen machten. Nun hatte Aniya Zeit, sich das tote Mädchen genauer anzusehen. Die Wunden ließen unweigerlich auf ein wildes Tier schließen. Der komplette Rumpf war zerfetzt, ganze Fleischstücke waren herausgerissen und an den Händen fehlten Finger. Es gab keine Stelle am Körper, die nicht von diversen Kratz- und Bissspuren unversehrt blieb. Einige der Spuren waren besser zu erkennen und deutete auf ein hundeähnliches Gebiss hin. Wölfe, wie die Amell vermutete. Aber kein Wolf oder Wolfsrudel stürzte sich derart auf einen Menschen, nicht mal dann, wenn sie ihr Revier betraten. Das Gesicht war auch schwer in Mitleidenschaft gezogen, doch Bekannte würden sie wohl erkennen können. Aniya konnte das Mädchen aber niemanden zuordnen. Sie schob ein wenig das Haar beiseite, reinigte Blut von den Wunden am Hals, als ihr etwas eigenartiges auffiel. Stirn runzelnd legte Aniya das Ohr frei und entfernte die Blutreste. Das Ohrläppchen fehlte. Sie prüfte die andere Seite und auch dort schien dies der Fall. In Anbetracht des restlichen Zustandes nicht ungewöhnlich, doch waren sie wieder abgerissen oder abgebissen. Wüsste sie es nicht besser, würde Aniya sogar sagen, dass jemand sie mit einem sauberen Schnitt entfernt hatte. Ein Mann war noch bei dem Mädchen. Stark verletzt, hatte sie vermutlich zu den Shinobi gebracht. Vielleicht wusste er ja mehr. Aber erst müsste sie ihre Hände waschen. Und den Kittel wechseln, doch das hatte noch Zeit bis nach ihrem Besuch. Das Blut war noch recht frisch, da glitt es locker von ihren Händen in das Waschbecken.
Danach erkundigte sie sich bei einem Arzthelfer, in welchen Behandlungsraum der Mann verlegt wurde und begab sich dorthin. Das Personal hatte ihn bereits vom Blut gereinigt und begonnen die Wunden zu versorgen. Eine Auszubildende schien zurzeit sein Blut auf etwaige Krankheiten zu untersuchen.
Hallo. Begrüßte sie ihn und zog sich einen Stuhl heran. Man hatte ihn selbstverständlich auf eine Liege gebettet und seine Wunden provisorisch verbunden. Vermutlich damit gleich mehrere Medic ihn heilen konnten.
Wie geht es Ihnen? Trotz seines Zustandes rang er sich ein gequältes Lächeln ab.
Den Umständen entsprechend. Aniya lächelte sanft. Sie hatte sein Gesicht schon öfter im Dorf gesehen, kannte aber seinen Namen nicht. Seinen Rang ordnete sie dem eines Chunin oder Jounin zu. Und sein Alter Anfang bis Ende 30.
Hat das Mädchen...? Fragte der Shinobi besorgt, schien sich noch daran zu erinnern, dass sie die erste Medic war, die sich dem Mädchen angenommen hatte. Die Amell presste ihre Lippen zusammen und schüttelte bedrückt den Kopf.
Nein. Wir konnten nichts mehr tun. Er seufzte schwer und schloss die Augen. Für ihn war es eine mindestens genauso schreckliche Nachricht. All die Mühe vergebens.
Ich hätte ihre Atmung sofort prüfen sollen. Vielleicht... Erneutes seufzen. Aniya legte ihm behutsam die Hand auf den Arm.
Bei diesen Verletzungen hätte sie eine richtige medizinische Behandlung direkt Vorort gebraucht. Es gab nichts, was Sie hätten tun können. Ein simpler Satz, den sie bereits öfter zu jemandem gesagt hatte, als es ihr selber lieb war. Er sollte die Last der Schuld von den Schultern einer Person nehmen. Sie kannte es nur zu gut, sich die Schuld für das Unvermeidliche zu geben.
Was war geschehen? Fragte Aniya nun, hoffte so den Mann daran zu erinnern, dass etwas anderes die Schuld an dem Tod des Mädchens hatte.
Ich hatte das Mädchen bereits so vorgefunden, um sie herum ein Rudel Wölfe. Eine Katze war noch bei ihr, aber der war nicht mehr zu helfen. Ich habe versucht die Wölfe zu verjagen, aber diese griffen mich ebenfalls an. Nachdem ich zwei von ihnen tötete, floh der Rest. Die meisten Wunden kamen von dem überraschenden Angriff der Tiere. Er schüttelte verständnislos den Kopf.
Die Wölfe waren völlig außer Rand und Band. Viel zu aggressiv und angriffslustig. So sind sie nicht mal, wenn man ihr Revier betritt. Auch Aniya fand das beschriebene Verhalten der Wölfe sehr merkwürdig. Hing das wohl mit den von ihr gefundenen Waranen zusammen? Es war nicht unwahrscheinlich. Man sollte die Sache dringend untersuchen, denn eine gesteigerte Aggressivität könne sich auch auf Menschen übertragen.
Also haben die Wölfe das Mädchen gerissen? Nun war es Aniya, die seufzte. Das Ganze schien einfach so... unwirklich. Wie in einem schlechten Traum. Er nickte nur stumm. Es beantwortete dennoch nicht ihre Frage. Was war mit den Ohrläppchen?
Sie haben das Mädchen so vorgefunden? Ist Ihnen irgendwas merkwürdiges daran aufgefallen? War vielleicht noch jemand in der Nähe? Der Mann runzelte die Stirn und schien einen Moment darüber nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf.
Nein, nichts. Nur die Wölfe. Ich nehme an, dass sich das Szenario außerhalb von Konoha abgespielt hat. Warum waren Sie nicht im Dorf? Nun wurde er ein wenig misstrauischer, legte den Kopf leicht schräg. Aniya hatte definitiv nicht die geringste Ahnung von Verhör, und erst jetzt fiel ihr auch auf, dass ihre Fragen ein wenig in die Richtung gingen.
Ich wurde raus geschickt, um im Waldstück nahe Konoha zu patrouillieren. Für gewöhnlich eine Routineaufgabe. Warum? Es... ich habe bei dem Mädchen Verstümmelungen gesehen, die in der Form nicht von einen Wolf stammen können. Aber vielleicht täusche ich mich auch. Aniya gestand sich selber ein, dass es paranoid war zu glauben, jemand hätte ihr aus einem bestimmten Grund die Ohrläppchen abgeschnitten. Warum und wozu sollte man so etwas tun? Aber damit waren ihre Fragen beantwortet, weswegen sie wieder aufstand.
Vielen Dank, ähm... Tamero Nashida. Sie lächelte.
Vielen Dank, Mister Nashida. Ich wünsche Ihnen eine gute Genesung. Die Amell verneigte sich leicht.
Dürfte ich Ihren Namen wissen? Aniya Amell. Er nickte und lächelte, trotz der Schmerzen, die er noch immer haben musste.
Ich danke Ihnen auch, Frau Amell. Er bezog dies auf das Mädchen, aber das war für Aniya selbstverständlich. Sie versuchte erst Leben zu retten, dann fragte sie, ob die Person tot war. Die Auszubildende wollte zeitgleich mit Aniya und der präparierten Schriftrolle in der Hand den Raum verlassen, da hielt die Braunhaarige aber auf.
Ich kann sie für dich weiterreichen. Dann kannst du dich um den Patienten kümmern. Die junge Frau nickte dankend und Aniya nahm die Schriftrolle.
Auf einen der Flure fand sie einen der Chefärzte des Krankenhauses und sie gingen eine Zeit nebeneinander.
Amell, ich habe von einer Schwester eine interessante Theorie bezüglich des speziellen Patienten in der Quarantäne gehört. Für einen Moment war die Jounin tatsächlich erstaunt, wie schnell sich dies nun wieder im Krankenhaus verbreitet hatte. Es stimmte, was man sagte. Wenn man ein Gerücht in die Welt setzen wollte, dann sollte man im Krankenhaus damit anfangen.
Ich bezweifle, dass ich die erste und einzige Medic bisher war, die sich darüber Gedanken gemacht hatte. Antwortete sie daraufhin und der Mann nickte nur zustimmend.
Es gab mehr... Zweifler, in der Tat. Warum werden dennoch Blut- und Spermaproben von der Bevölkerung eingefordert? Eigentlich konnte sich Aniya die Antwort denken.
Es steht uns nicht zu, dass weiter zu hinterfragen. Die ärztliche Schweigepflicht gilt auch uns. Außerdem ist die Hokage zur Zeit außerhalb des Dorfes, da können die Mäuse nicht einfach auf dem Tisch tanzen. Aniya nickte darauf. Ja, sie hatte Verständnis dafür. Man konnte nur dann jemanden hinterfragen, wenn die Person da war. Vermutlich täte die Verwaltung das auch, sobald sich die Gelegenheit bietet. Es war trotzdem... eigenartig. Und gerade dem Krankenhaus sollten derart delikate Informationen nicht vorenthalten werden. Sie müssten damit schließlich genauso umgehen, wie mit jeder anderen möglichen Epidemie. Ihr Blick fiel auf die präparierte Schriftrolle in ihrer Hand und Aniya kam eine Idee. Die Medic hielt die Rolle hoch.
Wie wäre es damit? Das Personal vom Krankenhaus könnte vorab das Blut der Männer mit dem Ketsueki Gata O Kimeru untersuchen und sortieren. Das spart nicht nur dem Team beim Quarantänepatienten viel Zeit, sondern man kann auch die Krankheit besser eingrenzen. Je weniger Proben Infektionen aufweisen, desto wahrscheinlich ist es, dass es sich um ein Erbproblem handelt. Der Chefarzt legte nachdenklich eine Hand an das Kind, wägte die Idee ab.
Man könnte es bei einer Sitzung ansprechen. Wir sind schlussendlich ebenso für die Gesundheit des Dorfes zuständig. Und ziehen Sie sich einen neuen Kittel an. Die Notaufnahme liegt in einem völlig anderen Stock. Und er wollte selbst auch endlich mehr wissen. Den Umstand der Krankheit vor der allgemeinen Bevölkerung geheim zu halten, war eine Sache. Aber das Krankenhaus in der Lage auszugrenzen eine völlig andere. Damit verabschiedeten sie sich auch voneinander und Aniya reichte die Schriftrolle an die für Nashida zuständige Medic weiter, als ein weiteres Phänomen statt fand.
Erbproben. Zischte eine scharfe Stimme in ihrem Kopf und Aniya erstarrte augenblicklich. War das etwa...? Ja, natürlich. Aniya hatte sonst keine andere Stimme in ihrem Kopf.
Nea? Die junge Frau schloss ihre Augen. Was meinte Nea damit?
Erbproben. Worauf wollte sie hinaus?
Blut und Sperma wird benötigt, um Erbproben sammeln zu können. Nea ballte die Hände krampfhaft zu Fäusten. Es war für sie nicht schwer, auf diesen Gedanken zu kommen. Man hatte in ihrer Zeit in den Laboren fast nichts anderes gemacht.
Entweder sie brauchen die Proben für etwas bestimmtes, oder sie suchen damit nach jemand Bestimmten. Dass es sich um eine Krankheit handelte, hatte die Weißhaarige tatsächlich von Anfang an ausgeschlossen. Beim Mensch musste man mit Intrige denken. Gerade die Medizin bot zu viel Potential für Missbrauch. Es wäre eine Schande, wenn sich eine Medic in leitender Position dieser nicht bedienen würde. Doch Aniya blieb skeptisch. Oder eher verwirrt. Was sollte das und was hatte es zu bedeuten? Warum sprach Nea es an? Warum sprach sie die Amell überhaupt an?
N-Nea, was-? Doch ihr wurde das Wort abgeschnitten.
Komm träumen.[hr]