Beitragvon Yuzu » Sa 1. Nov 2014, 18:07
[align=justify]Yuzu hatte mit diesen Worten gerechnet. Es war ein typischer Abwehrmechanismus des Menschen, auf negative Rückmeldung dasselbe zu erwidern. Insbesondere bei Jugendlichen. Und natürlich, allgemein konnte man dem Mädchen recht geben. Doch das hielt die Nukenin nicht davon ab, weiterhin amüsiert zu lächeln. "Meinst du denn wirklich, dass ich dich unterschätze?" Binnen eines Wimpernschlags entfernte sich das amüsierte Lächeln von ihrem Gesicht. "Im Gegenteil, ich suche in euch stets das Besondere, was euch würdig macht. Bei dir, nun, das ist vorerst irrelevant, aber sollte sich meine Vorahnung auf etwas Besonderes in dir als wahr erweisen, werde ich dich irgendwann jagen. Würdige Menschen sind eine aussterbende Rasse, musst du wissen. Es darf mir keiner durch die Finger gleiten." Es sollte nicht soweit kommen, dass sie würdige Menschen selbst heranzüchten musste, junge Shinobi und Kunoichi lehren musste, um sie früher oder später im Kampf zu besiegen. Denn dies war eine niederträchtige Art. Doch wie sollte sie anders ihren Blutdurst stillen? Er knurrte wie ein Monster in ihr, schrie nach mehr. "Richtig, ich gehöre zur Rasse des Menschen. Doch verfügst du nicht über dieselben Fähigkeiten wie ich, also urteile nicht. Du weißt nicht, ob ich etwas Besseres bin. Du kannst es nicht mal erahnen, denn deine eigenen Empfindungen sind stark. Dafür stehst du Menschen mit einer eiskalten Natur mit zu viel Argwohn gegenüber." Die geschulten Augen der Jägerin wanderten musterten die Blondine. Ja, da waren Ablehnung und Argwohn. Aber sie war eine junge Dorf-Kunoichi, wie sollte es auch anders sein? Wahrscheinlich war sie voller Hoffnung, Träume und Vorstellungen über die Welt, wie sie sie ändern wollte. Somit befand sie sich auf der hellen Seite, die überschaubar war, die Seite, in dessen Gesicht man so einfach blicken konnte. Doch diejenigen, die auf der Schattenseite lebten, waren nicht einfach zu finden, es sei denn, ihre Namen hallten jeder Tat voraus. Es gab so viel mehr Schachfiguren auf diesem Feld als irgendjemand ahnen konnte. Und irgendwann, irgendwann würde die alles entscheidende Schlacht wieder über die Welt der Menschen kommen. Die Hoffnung würde verdorren wie die Blumen, an denen sich die Menschen so erfreuten. Langsam schien das Mädchen gereizt oder angesäuert zu sein. Anscheinend war ihr diese Art der Behandlung nicht die liebste und wahrscheinlich war sie diese auch nicht unbedingt gewohnt. Auf die Worte hin, was sich in der Kleinen verbarg, schloss diese die Augen und öffnete sie wieder. Das, was die Schwarzhaarige erblickte, ließ sie Faszination verspüren. Ihre Augen begannen zu glitzern. Das sah nicht aus wie ein Doujutsu, das war etwas Dämonisches. Dann ging von der Blondine eine bedrohliche Aura aus, die darauf folgenden Worte sollten wohl dies noch unterstützen. Doch verfehlten sie ihr Ziel. Die Faszination glitzerte noch in den Augen der Yautja, doch schließlich kam sie nicht umhin, ein wenig amüsiert zu lächeln. Dabei zog sich ihr rechter Mundwinkel hoch. "Du hasst es, unterschätzt zu werden. Du hasst es, machtlos zu sein. Wie typisch." Ihr Lächeln vergrößerte sich, rein aus provokativen Gründen. "Was sagtest du eben noch? Oh, unterschätze niemals deinen Gegner, Mädchen. Du magst etwas Dämonisches in dir haben, was dich vielleicht von allen deines Alters abhebt. Doch kannst du nicht einmal einschätzen, was sich in mir verbirgt, denn du bist so jung und so unerfahren. Außerdem sagte ich nie, dass du einfach und binnen einer Sekunde tot gewesen wärst. Also zügele deinen Ärger und deinen Abwehrmechanismus. Du machst dich nur lächerlich." Sie sprach die Worte vollkommen emotionslos und im nächsten Moment erlosch auch ihr Lächeln wieder. Ihr Gehirn begann zu rätseln, welche dämonische Kraft in der Blondine hauste. Über diese Art des Wesens wusste sie nicht so viel, immer wieder schienen neue Arten aufzutreten. Wäre es ein einfaches Bluterbe würde sie nicht so von sich selbst überzeugt sein, also scheidete ein Clan aus. Also musste es ein externer Dämon sein. Davon gab es nicht viele. Verbarg sich etwa ein Dämon aus alten Zeiten in ihr? Oder vielleicht sogar ein Bijuu? Gier trat in ihr Gesicht. Sie wollte es wissen. Wollte wissen, ob sie eine potenzielle Gegnerin gefunden hatte, die sie jagen konnte, wenn jene erwachsen war. Schließlich nahmen die Augen der wahrscheinlich Sechzehnjährigen die übliche Farbe an. Sie beherrschte die Macht in ihr anscheinend schon recht gut. Dann ging die Kunoichi auf die Worte der Nukenin ein, dass sie bereits über hundert Menschen getötet hatte. Ihr Kommentar dazu war vorhersehbar. "Nein, du kennst keine Menschen wie mich, junge Kunoichi. Ich möchte dir offenbaren, dass auch du es nicht mit jemand Normalen zu tun hast. Ich verfüge über ein eidetisches Gedächtnis, seit meinem sechsten Lebensjahr erinnere ich mich an jede Sekunde meines Lebens. Darüber hinaus verfüge ich über kaum nennenswerte Emotionen und wurde in die Welt der Nukenin hineingeboren. Ich verfüge über ein uraltes Erbe, das Töten ist meine Natur. Ich bin perfekt ausgebildet, Würdige zu finden, zu jagen und zu töten. Seit ich zwölf bin, töte ich. Und ja, ich weiß alles über die menschliche Psyche, was es über sie zu wissen gibt. Jede noch so kleine Regung in dir bleibt nicht vor mir verborgen. Ich beherrsche meinen Gestik und Mimik perfekt, währenddessen ich dich also studiere wie ein offenes Buch, so wirst du stets nur das sehen, was ich will, dass du es siehst." Wieder waren es eiskalte Worte. Wieder konnte man hier keinen Narzissmus ausmachen, doch auf jeden Menschen wirkte es so. Denn sie nahmen die Worte und wussten, wenn sie so etwas gesagt hätten, dass in ihnen ein immenses Ego vorhanden sein musste. Und so übertrugen sie es auf Yuzu. Nun würde sich das Mädchen wohl schließlich wieder auf den Weg machen. Sie kehrte ihr den Rücken und erzählte der Nukenin, wer sie war. Und ihre Worte fachten Gier an. Faszination. Ja. Sie konnte nicht einschätzen, wie sehr sie schon über die Macht in ihr verfügen konnte, so wusste sie nicht, ob sie in einem Kampf ohne den Vorteil, den sie vorhin gehabt hätte, gewinnen würde. Doch in zwei Jahren würde sie einer Jinchuuriki gewachsen sein. Auch einer erfahrenen. Das spürte sie. "Die Jinchuuriki des Hachibi. Nun, dann weiß ich, dass wir uns wiedersehen werden. Ich hoffe nur, dass deine törichte Hoffnung in die Menschheit nicht deinen Kopf kosten wird. Du könntest alles sagen, nichts davon erreicht mich jemals. Und damit geht es nicht nur mir so. Selbst mit dieser Macht ausgestattet, Winry Rokkuberu, du wirst diese Welt nicht ändern. Geschweige denn retten. Versprich mir, dass du die nächsten zwei Jahre überlebst, deine Rasse der Würdigen soll nicht aussterben, Kind." Und damit würde sie noch stehen bleiben und warten, ob sich die Blondine noch mal umdrehte oder ihres Weges ging. Was auch immer eine Kirigakure-Kunoichi so weit von Zuhause wollte.[/align]