Florene empfand es irgendwie als ziemlich beruhigend, dass sie auf der Insel nicht die einzigen Kinder gewesen waren, welche eben als Waisenkind groß geworden waren. Zumindest hatte sie darüber bisher nie wirklich Nachgedacht, immerhin gab es keinen Grund dazu sich in solch einer Hinsicht Gedanken zu machen. Allerdings, auch wenn es merkwürdig schien, war es beruhigend, dies gab sie jedoch nicht direkt zu, sondern unterhielt sich entsprechend nur ein wenig mit Atsuko.
Als die Reise der fünf dann aber weiter gehen sollte, konzentrierte sie sich auf den Weg. Immerhin waren sie eine Weile unterwegs, auch über Nacht, sodass sie am nächsten Tag im Sumpfgebiet von Ame no Kuni angekommen waren. Zunächst hatte es auch ganz gut funktioniert dort anzukommen, sie hatten den Weg dorthin ohne wirklich Probleme gefunden und dort angekommen kam es dann erst einmal so weit, dass sie sich Gedanken machen mussten, wie sie weiter im Sumpf fortschreiten konnten.
Also machten sie sich gemeinsam einen Kopf und kamen zu dem Entschluss sich gegenseitig aneinander zu binden, sodass hoffentlich Niemand im Sumpf verloren ging. Kenta schien sich zudem wirklich darüber zu freuen, die Nachhut bilden zu dürfen. Wusste er denn was dies bedeutete? Sie konnte es nicht ganz einschätzen.
Dass Atsuko davon ausging, dass Florene mehr Erfahrung hatte, wusste die blauhaarige ja nicht. Denn wäre sie gefragt worden, hätten die vier anderen wohl mehr Erfahrung als einzelne Person als Florene selbst. Immerhin war dies ihre erste wirkliche Reise alleine von zu Hause weg. Ein wenig niedlich war die Vorstellung von Atsuko dann aber schon, dass es Monsterzecken geben könnte. Hoffentlich hatten Amaya und sie selbst ihr die Angst etwas genommen, als sie ihr sagten, sie würden sie von all den Zecken befreien. Ganz auf die medizinische Ebene verstand sich.
Dass Florene dann etwas von sich gab, wovon die vier nicht wirklich was verstanden, war ihr erst nicht Bewusst, doch als Atsuko nach den Fesselspielchen fragte, wurde Florene rot, da auch Kenta, Goku und Amaya nun auch noch danach fragten oder es zumindest in irgendeinem merkwürdigen Zusammenhang mit Spieleabend verbanden. Dass sie alle kein Geld mehr wirklich für ein Gasthaus hatten, war wohl jedem hier in der kleinen Gruppe bewusst.
„Naja.. dass ist etwas, was Erwachsene manchmal machen… habe darin nicht so wirklich Erfahrungen gesammelt..“, sie versuchte nervös vom Thema abzuwinken,
kratzte sich dabei etwas unbeholfen am Hinterkopf und sah sich lieber um. Sie selbst hatte doch auch nicht wirklich Erfahrungen, was das alles anging.
Als Atsuko dann jedoch sowieso ablenkte und von dem Weg zu ihrem Heimatland erzählte, hörte Florene natürlich zu. Sie wollte ja auch nichts verpassen. Sie nickte und sah sich entsprechend um, vielleicht würde sie ja etwas Auffälliges entdecken. Doch mehr als diese alte modrige Hütte konnte sie erst einmal nicht sehen. Sie nickte aber auf die Frage von Atsuko hin.
„Ja.. ich sehe sie auch..“, sagte sie als Antwort und kämpfte ebenfalls damit ihre Füße immer wieder aus dem Matsch heraus zu ziehen.
Es war wirklich schwer voran zu kommen. Immer wieder sank sie tiefer ein und seufzte, je schwerer es ihr wirklich fiel sich zu befreien. Nicht nur die Füße und Unterschenkel der anderen verschwanden immer wieder im tiefen Matsch, auch ihre eigenen verschwanden immer wieder und würde es nicht so stinken und sie vielleicht mit einem falschen Tritt in Lebensgefahr schweben, ja dann.. aber nur dann hätte sie sich vielleicht auf eine Schlammmaske für ihre Haut freuen können. Doch in dieser Situation und mit diesen Voraussetzungen war das natürlich etwas vollkommen anderes! Wellness sah zumindest anders aus!!
Ähnlich wie die anderen machte sie sich aber nun auch Sorgen darüber, dass sie bei jedem nur so kleinsten falschen Schritt, im Sumpf landen konnten, und wenn sie Pech hatten, würden sie sich gegenseitig nicht rausziehen können. Florene überlegte, ob sie Kraft genug hatte dafür, doch wenn sie etwas Hilfe von den anderen hatte, würde das wohl irgendwie gehen! Hoffentlich!
Insgeheim hoffte sie aber nur, dass weder Goku, noch Atsuko, noch Amaya, noch Kenta und ja verdammt auch sie nicht falsch auftraten. Sodass sie den kleinen Trampelpfad durch Matsch und Geäst weiter laufen konnten. Kenta sprach zudem ein Codewort an, wenn Gefahr drohte. Ob dies so sinnvoll war?
„Wäre es nicht besser einfach Gefahr zu rufen oder dort hinzu zeigen, wo man etwas vermutet oder sehen kann?“, fragte Florene dann in die Runde und überlegte, was wohl mehr Sinn ergeben würde.
Doch sie blieben kurz stehen, wobei sie die Hütte besser sehen konnten. Florene musste schließlich über die Aussage von Kenta lachen, da er sich fragte wer hier eine Hütte hinstellte.
„Vielleicht Menschen, die in Einsamkeit sehr zufrieden sind?“, sie hob fragend die Schultern und sah sich besser nochmal um. Es fröstelte sie etwas durch die Nässe an den Beinen und das machte ihr etwas zu schaffen, doch wenn sie eine Pause machen würde, wäre dies wohl passend für die Nacht. Ein Feuer würde die Truppe schon aufwärmen.
Da sich aber scheinbar alle einig waren, dass sie diese kleine Pause brauchten, machten sie sich weiter auf den Weg in Richtung der Hütte. Doch von jetzt auf gleich zog Amaya ihre Aufmerksamkeit auf sich. Was hatte sie denn nun, dass sie so losschrie. Doch als Florene das Wort Egel hörte musste sie lachen. Also liefen sie etwas hastiger voran, sodass Florene ihr die Egel abnehmen konnte, als sie endlich wieder, zumindest ein wenig, festeren Boden unter sich spürten. Da sich Amaya nun daran tat sie Umgebung zu erkunden, hatte die blauhaarige auch kurz die Zeit dafür. Die Egel entließ sie wieder zurück in ihren Sumpf wo sie hergekommen waren.
„Schon lustig, dass du als Medic keine Egel leiden kannst.. die können doch so hilfreich sein manchmal..“, merkte Florene an. Als sie sich dann aber umdrehte und vor sich blickte erschrak sie und hopste sogar gefühlt etwas zurück.
Florene durchfuhr eine eiskalte Gänsehaut, als sie sich die Vogelscheuche vor der Hütte genauer ansah. Wirklich genau konnte sie nicht sagen, was dort passiert war, aber automatisch griff sie nach Amayas Hand und schluckte. Sie brauchte hoffentlich nichts zu sagen, was sie dort zu sehen bekamen und wandte den Blick ab um sich diese Brutalität, welche bereits längst vergangen war, nicht mehr ansehen zu müssen. Noch immer schauderte es ihr, als sie langsam der Hütte näher kamen und sie umfasste ihren Körper ein wenig, da ihr so langsam ein wenig frisch wurde durch die nasse Kälte, welche von unten nach oben zu wandern schien, als sie zu ihren Füßen hinabblickte.
„Sollen wir gleich ein kleines Feuer entfachen? Es ist ein wenig frisch und vielleicht hält es wilde Tiere ab? Und wir sollten in zweier oder dreier Gruppen Wache halten, damit sich die anderen ein wenig ausruhen können… was meint ihr? Amaya kannst du etwas sehen?“, wollte sie dann noch wissen, bevor sie sich auch umsah. Aneinander gefesselt bleiben empfand sie dann nicht unbedingt als die Schlauste Idee, es sei denn man müsste mal irgendwo hin um seinen menschlichen Bedürfnissen nachzugehen.