Beitragvon Inohana Akuto » Do 19. Okt 2017, 00:36
Einstiegspost
Es mussten nun bereits einige Tagen vergangen sein. Nein, bereits Wochen in denen sie zuerst die Bars in der Nähe von Ta no Kuni selbst, seinen Grenzen und letztendlich auf Boden des Feuerreiches nahe der Grenze ihres Heimatreiches besucht hatte. Einen wirklichen Hinweis auf Yuus Aufenthaltsort hatte es nicht gegeben. Eine wirklich gute Strategie hatte sie wohl bislang aber auch nicht verfolgt und das man in dieser Hinsicht nicht allzu schnell an sein Ziel gelangen würde, war irgendwie abzusehen. Wenn er wirklich so leicht zu finden wäre... hätte Kusanagi ihr damals wohl eher Koordinaten als eine Liste mit allen derzeitigen Jollys gegeben. Seufzend faltete das Mädchen den Zettel, auf welchem alle standen, zusammen und steckte ihn zurück. Ihre Suche war bislang nicht nur nicht erfolgreich gewesen sondern auch anstrengend. Das ganze Laufen war fast noch Kräfte zehrender als den geringen Luxus zu ertragen. Jedes Jollys, vor allem jene an den Grenzen, schien nicht so luxuriös zu sein, wie das von Kusanagi-san. Oder fehlten ihr einfach nur die stets frischen Blumen ihrer Mutter und ihr eigenes Bett? Es hatte nie einen Grund gegeben, warum sie in einem der Betten der Bar hätte schlafen sollen. Nein, aber selbst ihr Anblick war besser gewesen. Den machten nicht nur die Blumen im Zimmer aus. Nach ein paar Bars hatte Hana sich gefragt, ob Yuu es wohl wusste. Sie konnte es nicht einschätzen, war sich unsicher, wie sehr er seinem Vater glich. Hana war sich sehr sicher, dass ihr Vater alles wusste, was sie tat. Wahrscheinlich sogar, dass sie jetzt in diesem Moment mit ihrer Hand eine blonde Strähne aus dem Gesicht strich. Yuu hingegen. Die Beschreibung würde dazu passen, das auch er durch ein Spinnennetz lediglich Informationen bekam, aber war er wirklich so gut, wie sein Vater? Das würde sicher noch interessant sein herauszufinden. Bisher hatte sie die Barbesitzer immer diskret befragt, ohne großes Aufsehen dabei zu erregen. Nützlich war es dabei gewesen, dass einige von ihnen, so alteingesessen in ihrem Beruf waren, dass sie das Familienwappen erkannt hatten. Natürlich galt es nicht mehr, doch war es einerseits erstaunlich, dass sie es überhaupt bemerkt und ihr dadurch ein wenig mehr Respekt gezeigt hatten. Wie immer, war Issei wohl ein Mensch, der alles plante. Die Schmuckstücke mit seinem Siegel, hatte man ihr nicht umsonst gegeben. Er musste gewusst haben, dass später einmal sie daraus ihren Vorteil ziehen konnte, auch wenn das Yamanaka Mädchen immer noch nicht das ganze Geheimnis hinter ihnen hatte aufdecken können. Bei jenen die sie das Zeichen erkannten, hatte sie sogar tatsächlich eine Auskunft bekommen, während die anderen sich ihrer verwehrt hatten. Bei einer, die offensichtlich etwas zu verstecken versucht hatte, hatte sie sogar erwägt ihr Gedankenkunst einzusetzen, doch in der Öffentlichkeit ohne Schutz und Rückhalt in einem solchen Establishment wäre dies womöglich nicht glimpflich abgelaufen. Doch alles was sie bisher wusste, war, dass er in keinem der Jollys derzeit residierte oder es vor kurzem getan hatte.
Das ganze Hin und Her reisen war für das Mädchen in der Tat derart lästig, dass sie sich mittlerweile darüber erkundigt hatte, wo es schnelle und ausdauernde Pferde gab, um mit einem solchen Reittier ihre Beine zu schonen, schneller voran zu kommen und höhere Chancen dabei haben würde, ihn in kurzer Zeit zu finden. Ishgard hatte man ihr empfohlen. Die Pferde aus der Stadt der Templer sollten nicht nur stark und belastungsfähig sein, sondern waren auch dafür gezüchtet worden, den Clanmitgliedern der Cruxis im Gefecht beiseite zu stehen. Sie konnte neben einen Mann zusätzlich das Gewicht einer Rüstung oder aber Ausrüstung tragen. Es hörte sich nach dem richtigen an, um ihre Reise deutlich zu erleichtern. Sicher würde es nicht billig wären. Doch sie wäre nicht Kimura Inohana, wenn sie nicht genügend „Gold“ dafür besäße. Als offizielle Reisende aus Ta no Kuni, essen Stirnband sie immer noch bei sich trug, war es nicht schwer gewesen, Einlass gewährt zu bekommen. Sie würde nicht bleiben wollen, sondern lediglich wie andere Händler hier etwas erwerben. Am Eingangstor hatte ein freundlicher Templer ihr den Weg zu Stallungen gewiesen. Die Chancen wären hoch, dort den passenden Ansprechpartner zu finden. Es war jedoch nicht abwegig, dass sie sich als offizieller Reisender ihres Dorfes womöglich doch noch mit dem offiziellen Diplomaten Ishgards herumschlagen müsste. Es war ihr egal. Es zählte letztendlich nur das Pferd, dass sie schnell genug wieder aus dieser Kälte heraus kommen würde und bald ihr Ziel erreichen würde.
In Gedanken bei ihren zukünftigen Plänen, die sich vor allem um die Begegnung mit Yuu fokussierten, spielte sie mit zwei ihrer roten Glaskugeln. Die Hand hatte sie dazu in die Beuteltasche gesteckt und ließ sie immer wieder durch ihre Finger rollen, ganz in ihre eigene Welt versunken. Wie automatisiert lief sie dabei die große, verschneite Hauptstraße lang. Zu weit sogar. Bis es ihr auffiel, dass sie falsch abgebogen war, hatte es etwas gedauert. Doch es gab zum Glück einen Haufen hilfsbereiter Templer die ihr zur Seite standen. Ihrem Halbbruder zu begegnen, war eine heikle Sache. Es würde nicht einfach werden. Sicher würde sie ihm dies weder direkt ins Gesicht sagen können noch es lange verschweigen. Sie musste einen Mittelweg finden. Hana hatte sich für die Wahrheit entschieden, die ihrer Meinung die richtige Mischung aus Wahrheit und Nicht-sterben-Wahrscheinlichkeit enthielt. Sie wollte Yuu folgen, um ihm ihre eigenen, besonderen Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Das war wohl das einzig gute bisher an der Reise gewesen. Während sie alleine nachts wach lag, hatte sie neue Ideen für Jutsu entwickelt, welche sie umzusetzen gedachte. Eine Kommunikation über die Kugeln. Oder doch ein Speicher für Erinnerungen, die dann jeder abrufen können würde? Unausgereifte Ideen, denen sie sich später zuwenden werden würde. Jetzt galt es erst einmal ein Pferd zu finden. Glücklicherweise lag Tetsu no Kuni direkt neben dem Land Ta no Kuni und war nicht zu weit entfernt gewesen.
Hana durchschritt das Tor der Stallungen, betrachtete dabei kurz das über dem Eingang hängende Wappen und atmete dann den typischen Geruch ein. Es war die Mischung aus Ammoniak des Pferdemist und dem Pferdegeruch selbst. Stroh und Heu. Sand und Staub. Alles zusammen wirkte auf sie. Es gab kaum einen ähnlichen Geruch. Selbst der Geruch von Land hatte noch eine andere, spezielle Note, die hier eben nicht zu finden war. Die langen Stallgassen schienen alle menschenleer zu sein, während sie sie durchschritt. Auf der Suche nach dem Stallmeister, der angeblich dazu fähig sein würde, ihr das Reitmittel zu verkaufen, schien sie wohl gerade genauso zu versagen, wie auf der Suche nach Yuu. Ein wenig enttäuscht, schritt sie in einen weiteren Gang. Dumpf hallten ihre Schritte wieder, wurden zumeist jedoch von hin und wieder hörbaren Geschnaube der Tiere übertönt. Oder aber vom Hufgescharre. So einige Köpfe hatte man ihr entgegengestreckt, während sie vorbei gegangen war, doch nur wenige hatte sie mit ihren Handschuhen berührt. Nicht viel Zeit wollte sie mit ihnen verbringen, solange sie nicht den Stallmeister gefunden haben würde. Ob sie bereits Vorstellungen hatte? Nicht wirklich, doch würde sie sich am liebsten ein Pferd in einer ihrer Lieblingsfarben wünschen, wenn gleich das wohl kaum möglich sein würde.
„Ich bin fündig geworden... vielleicht“ dachte Hana bei sich. In dem Gang, den sie zuletzt betreten hatte, hatte es tatsächlich jemanden gegeben. Ein Mädchen, nein eher eine junge Frau in ihrem Alter womöglich, stand an einer der Pferdeboxen und beschäftigte sich damit seine Blesse zu streicheln. Zärtlich fuhr die eine Hand darüber, während die andere scheinbar verkrampft auf ihrer Brust ruhte. Die Kleidung die sie trug und beim Näherkommen sich immer klarer abzeichnete, entmutigte sie mit jedem weiteren Schritt, dass sie wohl die Stallmeisterin gefunden hätte. Dafür erschien sie Hana nicht nur zu jung, sondern auch unpassend gekleidet. Womöglich war sie nicht mal eine Stallgehilfin sondern eher eine weitere Templerin, die sich hier ihrem Pferd widmete mit welchem sie ihre Ausbildung fortführen wollte. Oder so etwas in der Art? Doch zumindest würde sie ihr weiter helfen können. Jetzt wo nur noch wenige Schritte die beiden Mädchen trennten, erkannte Hana, wie klein ihr Gegenüber doch eigentlich war. Fast eine Kopflänge mochten sie wohl trennen, dabei hatte das Mädchen einen ordentlichen Vorbau zu verzeichnen. Ihr Körper wäre sicher trotz ihrer Kleinheit bei der männlichen Welt begehrt. Aber ging es denn darum? Nein. „ Entschuldigung. Ich suche den Stallmeister... um ein Pferd zu kaufen.“ Sprach sie mit etwas leiser Stimme in einer dennoch sehr bestimmten Tonlage. Es gab wohl keine Zweifel an dem Vorhaben des Mädchens, auch wenn sie nicht unbedingt ausdrückte, dass sie Felicita fragte, wo der Stallmeister denn nun war. Aber sie würde es sicher verstehen oder? Zwischenmenschlichkeit war wohl wirklich nicht ihre Stärke. Aber entschuldigt hatte sie sich für die Störung, wie Kusanagi ihr es oft eingebläut hatte. Dass in eine Situation gekommen war, in der sie das Mädchen jedoch wirklich hätte stören können, war wohl ihr unklar.