
Aniya war sich nicht sicher, ob ihre Worte zu dem Jungen durchgedrungen waren. Er war wach, bei Bewusstsein. Aber wirkte... irgendwie abwesend. Als befände er sich mit seinem Geiste gerade an einem anderen Ort. War er etwa gestürzt und hatte Schäden am Kopf genommen? Äußerlich konnte die Medic jedenfalls nichts erkennen. In ihrem Kopf rotierten die Gedanken vor Sorge. Dann sollte aber Herkules die von Aniya sehnlichst erwartete Reaktion bei Katsu hervorrufen, denn er reagierte auf das Beschnüffeln des kleinen Hundes. Der Junge schien in die reale Welt zurück zu finden, streckte die Hand nach dem Corgi aus, welcher diese natürlich neugierig beschnuppert und sich auch nur zu gerne von der Hand kraulen ließ. Mit der Welt und sich selbst glücklich, ließ er seine Zunge raus hängen und genoss sichtlich die kleine Streicheleinheit. Aniya beobachtete den Kaguya dabei ganz genau. Bei seiner Erklärung, wie er ohnmächtig wurde, rasterte klickend eines der Zahnräder in dem Kopf der Amell ein. Es waren keine sichtbaren Verletzungen, die der Genin sich zugezogen hatte. Sein seltsames Verhalten bisher... hatte es damit zu tun? Aniya konnte sich nicht sicher sein. Sie müsste erst seinen Kopf untersuchen, um eine physische Erkrankung oder Verletzung auszuschließen. Viel hatte die Medic noch nicht mit psychischen Erkrankungen zu tun, sie müsste sich erst in die Materie einarbeiten. Aber sie hatte das eine oder andere von der psychologischen Abteilung des Krankenhauses aufgeschnappt und könnte einige Symptome bestimmter Krankheiten der Psyche untersuchen. Vielleicht war dies auch bereits zu weit gedacht. Vielleicht bekamen die Dämpfe der Abwasserkanäle dem Jungen einfach nicht. Fakt war, dass sie seinen Kopf untersuchen müsste. Was immer es war, es könnte sehr ernst sein und bedurfte so wenig aufschieben wie möglich. Und dies unterrichtete sie Katsu auch. Kopfschmerzen und danach Ohnmacht? Katsu, das gefällt mir nicht. Das sehen wir uns direkt an. Hast du immer noch Schmerzen? Seine Geste, die linke Schläfe haltend, verriet der Braunhaarigen eigentlich, dass noch ein gewisser Druck vorhanden war. Dennoch musste die Frage gestellt werden, es konnte sich auch um geistige Verwirrtheit handeln. Obwohl seine Antworten und Fragen darauf zu konkret waren. Ja. Alle haben es geschafft. Aber ob lebendig, kann ich dir nicht sagen. Das gesamte Gebäude ist evakuiert und jetzt müssen wir die dadurch entstandenen Schäden eindämmen. Sie legte ihm sanft, aber in gewisser Weise von Stolz erfüllt, die Hand auf die Schulter. Das hast du sehr gut gemacht. Ohne dich, wäre die Suche nach dem Ausgang vermutlich schwerer geworden. Wir sollten jetzt zu dem Lazarett gehen. Du kannst dich dort ein wenig ausruhen und ich schaue mir deinen Kopf genauer an. Sie schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln und ließ von ihm ab. Kannst du stehen und gerade laufen? Fragte sie ihn noch, half ihm vorsichtig hoch. Katsu körperlicher Zustand schien stabil, denn er folgte der Amell langsam. Sie lief neben ihm, ließ ihn bei keinem Schritt aus den Augen. Tänzelnd folgte Herkules den beiden und schaute bester Laune und hechelnd zu den beiden hoch.
In den Höhlen herrschte das reinste Stimmengewirr. Kein Wort der Ziffer 6 war nur bloßes Geschwätz. Moderne, medizinische Feldausrüstung war vor Ort und die Patienten wurden nach den Maßnahmen der Notfallmedizin behandelt. Medic, Ärzte und maskierte Shinobi, Anbu, arbeiteten wie die Zahnräder in einer Maschine. Belebten Menschen wieder, hielten sie am Leben und erklärten sie für tot. Es waren nicht direkt die Schäden, die Amon angerichtet hatte, die hier zu beheben galten. Aniya suchten sich ein ruhiges Plätzchen mit freier Liege und deutete Katsu, darauf Platz zu nehmen. Ich hole dir was zu trinken und erkundige mich, ob es Arbeit für mich gibt. Ich bin gleich zurück. Aniya wollte gleich die derzeitige Lazarettaufsicht aufsuchen, da wandte sie sich nochmals um und schaute zu Herkules runter. Sie ging in die Hocke und tätschelte ihm kurz den Kopf. Sei so gut und passe so lange auf Katsu auf, ja? Wenn irgendwas ist: Hier sind genügend Mediziner die helfen können. Mach einfach auf dich aufmerksam. Mit dümmlichen Ausdruck und ausgestreckter Zunge, legte der kleine Corgi seinen Kopf schräg, folgte aber ihrer Geste, als sie auf Katsu deutete. Mit dem Schwanz den Boden polierend, setzte er sich erst vor die Liege. Als die Amell langsam zwischen den Personen verschwand, legte er sich gänzlich hin und wurde ruhiger. Aniya musste ein wenig rumfragen, ehe sie die Aufsicht für die Lazarette fand. Es war ebenfalls eine maskierte Person, aber mit weiblicher Stimme. Bisher ist alles unter Kontrolle. Sollte sich aber etwas ereignen, wofür wir dringend weitere Unterstützung benötigen, wird sich einer meiner Leute an Sie wenden. Die Jounin nickte die Aufgabenstellung ab. Dann konnte sie sich reinen Gewissens Katsu und seinen Kopfschmerzen widmen. Sie ging in eines der provisorisch aufgebauten Vorratslager, zapfte frisches Wasser und suchte fast vergeblich nach einer Chilischote, welche sie aber zu ihrem Glück noch fand. Mit einem Glas Wasser und der Schote in der einen und einer Schale Wasser in der anderen Hand, kehrte sie zu dem blauhaarigen Jungen zurück, sollte er ihrer Anweisung Folge geleistet haben. Herkules sprang bei ihrem Anblick gleich voller Freude wieder auf. Sie stellte ihm die Schale mit Wasser vor Nase und kraulte ihm kurz über den Kopf. Bitteschön, mein Großer. Als hätte er seit Tagen nichts ´mehr zu trinken bekommen, fiel der kleine Corgi dankbar über das Wasser her. Die Medic reichte nun auch Katsu sein Glas und die Chilischote. Iss die. Dann sollten die Kopfschmerzen gleich besser werden. Sie könnte den Schmerz natürlich auch mit einer Technik behandeln, aber es half auch immer zu wissen, welche herkömmlichen Produkte zur Bekämpfung physischer Leiden halfen. Denn es gab Situationen, da fehlte die Kraft für eine Behandlung mit Chakra.