
And I will love you, baby, always
And I'll be there forever and a day, always
I'll be there 'til the stars don't shine
'Til the heavens burst, and the words don't rhyme
And I know when I die, you'll be on my mind
And I'll love you, always, my beloved Sister ♥
-Bon Jovi; Always Lyrics-
Setsuna saß Shinji gegenüber, die Schultern entspannt, die Finger locker auf der Tischkante trommelnd. Nachdem sie ihre Getränke bekommen hatten, bedankte sich die Hakuma mit einem freundlichen Lächeln bei der Kellnerin, ehe die Finger ihrer rechten Hand ihr Glas umschlossen, eigentlich bereit, sich einen ersten Schluck zu genehmigen. Dann bemerkte sie die Vibration ihres Terminals und hörte parallel den mit sich gebrachten Nachrichtenton. Ihr Blick wanderte kurz mit einem leichten Kopfnicken zu Shinji - mehr eine stumme Entschuldigung als eine echte Erklärung - und sie zog es kurz hervor. "Sekunde...", murmelte sie kaum hörbar und schob mit geübten Bewegungen die Jacke beiseite. Der Bildschirm leuchtete auf. Eine neue Nachricht von Akira. Setsuna las sie kurz, ein schiefes, fast ungläubiges Grinsen huschte über ihr Gesicht. Ohne zu zögern, tippte sie rasch eine Antwort, die irgendwo zwischen einem frechen Spruch und einem neckenden Kommentar lag, und schickte sie ab. Danach stellte sie das Terminal auf lautlos, steckte es wieder in die Jackentasche und atmete einmal tief durch, um sich wieder voll auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Sie griff nach ihrem Glas mit dem sprudelnden Ginger-Ale, die Fingerspitzen bereits am kühlen Rand, als es passierte. Sie wollte den Uchiha gerade in ein Gespräch verwickeln, ihn fragen, was genau er mit seinem Versprechen einlösen meinte, ehe sie eine Stimme neben sich, neben dem Tisch vernahm. Eine Stimme - weich, aufgewühlt, zitternd vor Emotionen - durchschnitt die Luft wie eine Klinge. Alles in Setsuna erstarrte. Ihr Herz raste schneller und unkontrollierter, als sie es je gespürt hatte. Der Frost in ihrem Inneren bäumte sich auf, gehorchte ihr nicht mehr, zuckte unkontrolliert durch ihre Adern wie ein wildes, panisches Tier. Ein dünner Schleier von Eiskristallen bildete sich an den Rändern ihrer Jacke, so fein, dass ihn kaum jemand bemerkt hätte - doch Setsuna fühlte ihn wie eine Kette, die ihr die Luft abschnitt. Hyourinmaru brüllte in ihrem Inneren, aber diesmal war kein Zorn darin, keine Warnung. Nur eine schiere, überwältigende Sehnsucht, die Setsunas eigene Gefühle mit sich riss. Ohne dass sie es verhindern konnte, breitete sich der Frost über das Glas in ihrer Hand aus, ließ es knistern und in einer feinen, eisigen Schicht überziehen. Das Ginger-Ale im Glas begann augenblicklich zu gefrieren. Erst langsam, dann rasant, als Setsunas Hyōton sich durch ihre und die Gefühle Hyou's, der Kontrolle entzog. Dünne, nadelspitze Eiskristalle wuchsen vom Boden des Glases nach oben, knackten leise, während das Getränk in Sekundenbruchteilen zu einem milchigen, trüben Block erstarrte. Die Lehrerin spürte nichts davon bewusst. Ihr Herz schlug rasend gegen ihre Rippen, ihr Atem ging flach und ohne darüber nachzudenken, drehte sie sich. Langsam. Mechanisch... und als sie die Quelle der Stimme sah, traf es sie wie ein Schlag. Weißes Haar. Eine Ausstrahlung, die sie nicht erklären konnte, aber die jede Faser ihres Körpers erkannte. Ihr Blick blieb an der jungen Frau haften. Ihre Knie wurden weich, der Boden unter ihren Füßen schien zu schwanken. Alles andere -Shinji, das Ondo, die Welt um sie herum - verblasste. Das Zittern ihrer Hände übertrug sich auf ihre Schultern. Die Kälte, die normalerweise wie ein zweiter Schatten zu ihr gehörte, wirkte plötzlich fremd und außer Kontrolle. Überall um sie herum begann die Luft zu glitzern, feine Eiskristalle schwebten unmerklich auf, reflektierten das Licht in schwachen Regenbogenfarben. Das gefrorene Eisblockglas, unachtsam auf dem Tisch abgelegt, wo es aufgrund seiner rutschigen, asymmetrischen Form ein paar Zentimeter über den Tisch schlitterte, stand Setsuna auf. Nicht ruckartig, nicht kontrolliert - sondern mit einer Zögerlichkeit, die alles über die Wucht ihrer Gefühle verriet. Ihre Finger verkrampften sich an der Tischkante, bevor sie sich lösten. Ein einziger, wackliger Schritt nach vorn. Ihre Lippen bewegten sich, ohne dass ein Ton herauskam. Ihre Brust schnürte sich zu, als würde die Luft selbst um sie herum gefrieren. Sie wollte etwas sagen. Sie musste etwas sagen. Aber die Worte blieben wie festgefroren in ihrem Hals. Nur ihr Blick - intensiv, verwundet und zugleich voller Hoffnung - streckte sich der Gestalt entgegen, die auf eine unerklärliche, instinktive Weise von nun an, ihr ganzes Leben bedeutete. Doch auch Hyourinmaru in ihr war aufgewühlt. Es irritierte sie zeitgleich, auch wenn sie versuchte, sich nur auf ihre eigenen Gefühle zu konzentrieren.
Sie hob einen Fuß, dann den anderen, taumelte beinahe, so unsicher war sie auf einmal in ihren eigenen Beinen. Nur diese junge Frau, die Wärme, die trotz ihrer beider Erbe von ihr ausging, die Nähe, die so lange gefehlt hatte, ihr Tränen erfüllter fassungsloser Blick, alles war real... Mit jedem Schritt, den sie tat, stiegen auch der Älteren die Tränen in die Augen. Erst brannten sie nur heiß in ihren Lidern, doch dann sammelten sie sich, wurden zu Tropfen, die ihr die Sicht verschwimmen ließen. "Mi-yu-ki...", brachte sie kratzig, beinahe heiser über ihre zitternden Lippen. Eine einzelne Träne löste sich, rann über ihre Wange, kalt und zugleich wie Feuer auf ihrer Haut. Ihr Herz schrie danach, die Distanz zu überwinden. Ihre Arme hoben sich zögerlich, zitternd, wie bei jemandem, der nicht glauben kann, dass er wirklich berühren darf, was ihm ewig unerreichbar schien. Und dann - vorsichtig, fast ehrfürchtig - legte sie die Arme um ihre kleine Schwester. Die Berührung war zittrig, von Unsicherheit und grenzenloser Liebe durchdrungen. Setsuna zog ihre Schwester sachte in ihre Umarmung, so sanft, als fürchtete sie, sie könnte zerbrechen. Ihr Körper bebte leicht, nicht nur vor Kälte, sondern vor der schieren Wucht an Emotionen, die sich Bahn brachen. Ihre Stirn senkte sich, ein Stück, verharrte nahe an Miyukis Haar, während sie die Augen schloss und den Moment einfach in sich aufsog. Den Duft, die Wärme, das Zittern, das auch Miyuki durchfuhr. Tief in ihr brüllte Hyourinmaru erneut, aber diesmal nicht in Zorn oder Aufruhr - sondern in etwas, das so nah an Glück war, dass es Setsunas Herz schmerzte. Alles, was sie je vermisst hatte, alles, was sie nie hatte greifen können, war jetzt hier. In ihren Armen. Und sie ließ sie nicht mehr los: "Endlich... endlich begegnen wir uns..."