Schnell hatte Kozume entschieden, dass sie für heute genug Zeit in den Neonträumen verbracht hatten, denn Kae könnte sich vermutlich sowieso nicht konzentrieren. Sie sagte nochmal, dass sie gehofft hatte, es besser verstecken zu können, als er leicht zynisch auf sie reagierte. Kozume schmunzelte leicht.
Da musst du wohl noch etwas üben. sagte er, nun jedoch etwas sanfter als zuvor. Er war es gewohnt, Menschen zu beobachten. Zwar konnte er nicht hinter richtig gute Fassaden blicken, aber so ein kläglicher Versuch, wie Kae ihn hier an den Tag gelegt hatte, das entging seinem wachsamen Auge dann doch nicht. Dafür achtete er zu sehr auf seine Umgebung und sein Umfeld. Als sie wieder in das helle Licht der Mall traten, setzten sie ihren Weg weiter fort und Kozume fragte eine Frage, die ihm schon länger auf der Zunge lag, wo sich bisher nur eine Gelegenheit ergeben hatte. Gleichzeitig bereute er sofort, überhaupt gefragt zu haben, denn ihre Antwort brachte ihn dann doch stark in Verlegenheit. Er verdeckte sein leicht errötetes Gesicht halb unter einer vorgehaltenen Hand, während er anmerkte wie persönlich es war. Doch Kaes Antwort darauf machte es dann auch nicht besser und sie grinste auch noch.
Lass das, das ist echt peinlich. Am Ende glaubt man noch da wäre irgendwas zwischen uns... . murmelte er kleinlaut, aber dennoch hörbar. Man merkte ihm deutlich an, wie peinlich ihm das Ganze war. Und während er noch versuchte mit sich selbst klar zu kommen, wurde Kae plötzlich angerempelt. Kozume wollte sie fangen und wurde von ihrem Gewicht dann doch etwas überrascht und quasi mit umgeworfen, sodass er unsanft auf seinem Hintern landete. Kae mit ihrem Oberkörper halb auf seinem Schoß. Immerhin waren ihre Bücher nicht verstreut worden und auch Kozume hatte noch sein Terminal inklusive Cursed Gear in seiner Hoodietasche. Dennoch spürte er den Einfluss von Zdrada deutlich. Auch, als er sich der Position bewusst wurde, in der Kae und er sich befanden. Die Akimichi ging schon wieder hoch, hockte aber nun auf allen Vieren direkt vor ihr. Kozume fluchte. Er merkte, wie es ihm zu viel wurde. Er merkte, wie Leute sie anstarrten. Klar, wer würde nicht schauen, wenn zwei Personen plötzlich auf dem Boden lagen beziehungsweise saßen. Doch bildete er sich deutlich mehr Augen ein, die auf sie starrten, als wirklich da waren. Auf seine harschen Worte in ihre Richtung antwortete sie nicht, stattdessen sah sie ihn an, doch realisierte Kozume dies kaum. Er stand auf, presste ohne es selbst richtig zu bemerken, sich selbst gegen eine Wand hinter ihm. Der Körperkontakt mit Kae noch zuvor schien nach wie vor unter seiner Kleidung zu brennen und spürbar zu sein, auch wenn dem natürlich nicht wirklich so war. Zdrada sorgte jedoch gekonnt dafür, dass es sich so anfühlte, was der Genjutsunutzer nicht wusste. Er hörte nur, wie die Dämonin ihm ein Angebot machte, sich mit ihm verbünden wollte. Ja, ihm helfen wollte. Sein Wille sagte ihm, dass das keine gute Idee wäre. Aber alles andere in ihm schrie nahezu danach, dass es gut wäre. Das es helfen würde. Er bemerkte nicht einmal, dass sich Male auf seinen Armen ausbreiteten, ja, sogar sein Haar sich unter der Kapuze veränderte. Die Male zeigten sich sogar auf seinen Händen, welche selbst zitterten, während er selbst schneller atmete und sein Herz schnell schlagen spürte.
Alle starren dich an, Kozume-chan. Sogar die Kleine da. Sieh nur. raunte Zdrada wieder in seinem Geist. Er senkte leicht den Blick und sah Kae, die wirklich zu ihm aufsah, ehe sie dann ebenfalls aufstand. Plötzlich hörte er eine andere Stimme als die von Zdrada. Es war Kaes. Im nächsten Moment spürte er, dass sie seine Hand genommen hatte. Schon wieder dieser Körperkontakt. Er wurde von ihr mitgezogen und sie fanden sich kurz darauf hinter einer Notausgangtür wieder, von wo aus es noch zu einem externen Treppenhaus ging. Die Tür schnappte hinter ihnen zu. Es war ein Wunder, dass kein Alarm losgegangen war, wie es bei Notausgangtüren üblich war, vielleicht wurde dieser Zugang aber auch von Lieferanten genutzt. Das Licht war hier nicht mehr ganz so stark wie in den Hauptgängen der Mall. Es war ruhig und die Luft war kühler. Klar, hier waren ja auch nicht so viele Menschen. Bevor er etwas sagte, ließ Kae auch schon seine Hand los und Kozume sah sie mit abwertendem Blick an, während sein Herz noch immer schneller schlug.
Sieh nur, Kozume-chan. Erst schaut sie dich so an und nun bringt sie dich auch noch an diesen einsamen Ort. Nun seid ihr ganz alleine. raunte Zdrada ihm zu. Er schluckte. Sie hatte recht. Zdrada hatte recht. Kaes Worte drangen jedoch auch zu ihm durch, und sie streckte die Hände nach seinen Wangen aus. Er schlug sie zur Seite.
Fass mich nicht an. zischte er sie an, fast schon bedrohlich. Ähnlich war es schon einmal Keiya ergangen, wo auch er versucht hatte, ihn zu beruhigen. Nur das Keiya mittlerweile wusste, warum er das getan hatte. Kae wusste es nicht.
Atmen... atmen.... und du glaubst echt, dass das funktionieren würde? Nicht jeden Scheiß kann mich mit ein bisschen Kuscheln und sowas lösen. kam es von ihm kalt und gleichzeitig verächtlich. Während er das sprach, wusste er irgendwo in seinem Hinterstübchen jedoch, dass Kae nicht unrecht hatte.
Sei doch nicht so zu ihr, Kozume-chan. Sie steht direkt vor dir. Du könntest sie nun auch berühren. Ihr seid euch so nah. raunte Zdrada ihm wieder zu. Es war ihre Absicht, ihn emotional noch mehr ins Ungleichgewicht zu bringen, ihn noch mehr Schamgefühl fühlen zu lassen, sodass sie ihren Einfluss auf ihn noch weiter steigern konnte. Kozume starrte Kae an.
Tu es... es wird dir helfen. Ich kann dir dabei helfen. Dann zeigst du ihr auch direkt, dass sie dich nicht einfach irgendwo hin zerren kann. Du bist doch schließlich hier der Stärke von euch beiden, oder? Zeige ihr ihren Platz, der kleinen Süßen. flüsterte ihm Zdrada wieder ins Ohr. Aber das hier keine Menschen waren, hatte bereits dafür gesorgt, dass sich seine Atmen wieder beruhigt hatte. Dennoch war die Einflussnahme von Zdrada nicht weniger geworden. Er hob langsam die Hand und nun war er es, der sie in Richtung Kaes Gesicht ausstreckte.
Aber vielleicht hat Zdrada recht. Vielleicht ist das alles wirklich nur ein Plan von dir gewesen? Mich hier an so einen verlassenen Ort zu bringen? Vielleicht hat sie recht und ich würde mich wirklich besser fühlen, wenn ich einfach auf sie höre, dich anfasse und dir zeige, dass du nicht in der Position bist, Ansprüche zu erheben. sprach er nun ruhig, und dennoch triefte seine Tonlage von nichts Gutem. Seine Worte waren komplett durch Zdrada manipuliert. Seine Fingerspitzen würden ihrer Wange näher kommen, dann aber doch vorher stoppen. Er wandte den Blick ab und schüttelte leicht den Kopf. Die Kapuze fiel dabei auch herunter und zeigte somit auch, dass sich selbst seine Haare verändert hatten. Ein letzter Aufschrei seines eigenen Willen in seinem Inneren sorgte dafür, dass er stockte.
Nein... das macht keinen Sinn... . murmelte er. Doch sofort hatte er das Gefühl, dass Zdrada ihre Arme wieder um ihn legte. Er hörte sie seufzen.
Jetzt hast du sie bestimmt total verunsichert. Du bist wirklich furchtbar wenn es um solche Dinge geht. Was bist denn du nur für ein Teenager? Jetzt ist es wirklich peinlich... sagte sie und maßregelte so seine Worte von zuvor. Kozume lehnte sich wieder gegen eine Wand hinter ihm und rutschte an dieser herunter, bis er wieder auf dem Boden saß. Mit einer Hand hielt er sich den Kopf. Tatsächlich hatte er das Gefühl, sich lieber verstecken zu wollen. Oder vom Erdboden verschluckt zu werden, das klang ebenfalls nach einer guten Option.
Komm, Kozume-chan. Lass uns ein Spiel spielen. Das beruhigt dich doch immer. Du brauchst das hier nicht machen, ich kann das für dich wieder hinbiegen. Wir können Verbündete sein. Und ich habe ja auch viel mehr Erfahrung als du. Du kannst mir vertrauen. Und während du deine Nerven wieder beruhigst, bringe ich alles wieder für dich in Ordnung, bis deine Scham keine Rolle mehr spielt. sprach sie einladend auf ihn ein.
Ja... das klingt gut und vernünftig... . Du hast vermutlich mehr Ahnung davon, wie man solche Situationen händelt... dachte er in seiner geistigen Ebene. Er sah das, was auch seine Träume häufig beinhalteten: Eine Spielhalle. Zdrada war dort. Einladend, für ein Spielchen. Ja... dann könnte er einfach abschalten, oder? Er machte in der geistigen Ebene einen Schritt darauf zu. Etwas, wo ich sich immer wieder gegen gewehrt hatte. Auch in seinen Träumen immer wieder gegen an kämpfte, weil er es eigentlich besser wissen musste. Doch in diesem Moment, war es alles zu viel. Die Verlockung groß. Zu groß. Er hatte nichteinmal seine Konsole dabei, da er ja eigentlich Lauftraining machen wollte an diesem Morgen. Aber Zdrada war da. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug um zu wissen, was ihm gut tat, oder? Sie könnten ja vielleicht wirklich Verbündete sein, so wie es auch die Jinchuuriki waren. Warum sollte das also nicht möglich sein? Vielleicht wäre es schon viel leichter, wenn er sich nicht die ganze Zeit so sehr dagegen gewehrt hätte? Ja, warum hätte man ihm, einem Chuunin, dem man vertraute, auch eine Waffe geben sollen, die potentiell gefährlich für ihn war? Das würde ja auch gar keinen Sinn machen. Während Kozume in der richtigen Welt noch immer auf dem Boden saß und sich mit einer Hand den Kopf hielt, grinste Zdrada in seiner geistigen Ebene und beobachtete Kozume ganz genau. Sie war kurz davor, ihr Ziel zu erreichen. Natürlich war ihre Intention in keinster Weise ein Bündnis, denn die Dämonen aus dem Cursed Gear waren keine Bijuu. Sie wollte wieder frei sein, ihr eigenes Leben leben. Das war ihre Hauptintention und Kozume war für sie nicht mehr als ein Gefängnis, welches es zu brechen galt. Und der Erfolg war für sie zum Greifen nah. Wenn niemand mehr eingriff, würde sie wohl gänzlich die Kontrolle über ihn erlangen, dann würde sein Körper ihr gehören und der Kobayashi würde in seiner eigenen geistigen Ebene verschwinden, da sein Geist nicht darauf ausgelegt war, nur dort zu existieren. Vielleicht nicht sofort, aber nach und nach würde seine Existenz so ausgelöscht werden, wenn keiner dem Kobayashi mehr helfen könnte. Auch für Kae sichtbar würde sich langsam am Schädel des Jungen bereits ein
schwarzes Horn bilden. Der Beginn, der dritten Übernahmestufe, wonach Zdrada ihr Ziel endlich erreicht hätte.