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Rand des WaldesKairen war erst seid wenigen Schritten im Wald von Kirigakure, direkt auf einer einfachen Schuttstraße. Hinter ihm konnte man noch die Einbuchtung ins Dickicht des Waldes sehen, denn dort strahlte das Licht uneingeschränkt in das Unbekannte. Doch hier, nur wenige Meter weiter, schien jegliche Sonne und Schönheit den Wald zu meiden. Stellenweise dichter Nebel durchzog die Ebenen, kalter Wind, der zaghaft durch die Blätter heulte. Vom Moos bewachsene Bäume, die als einzige wussten, was Kairen bevorstand. Alles in allem eine düstere Umgebung, die normale Menschen womöglich lieber mieden, doch Kairen - Tja, dem gefiel es hier:
"Atemberaubend. Eine Zusammenspiel aus unentdeckter Bosheit und schauriger Anspannung. Dazu diese dauerfeuchte Luft und Schrecken hinter jeder Ecke - Hier könnte man sich wirklich niederlassen." Kairen rieb seine Hände ineinander, während er freudestrahlend philosophierte. Er stellte sich ein kleines Häuschen mitten im Wald vor, rein aus Holz; ein oder zwei Zimmer sollten ausreichen. Ein schicker Kamin mit großen Kessel, eine kleine Experimentierecke. Natürlich darf die Küche und ein großes Bett nicht fehlen, man weiß ja nie, wer zu Besuch kommen will.
"Ja, gefällt mir. So könnte man leben. Fernab von jeglichen nervigen Plagen, die das Dorf wahrscheinlich zu bieten hat. Vielleicht mache ich diesen Gedanken wahr." Gleichzeitig würde Kairen so seinen Aufenthaltsort schwer ausfindig machen, denn letztendlich war er immer noch Nukenin, ein Gesetzloser, ein Verbrecher und gesucht von den Shinobi Konohagakures, insbesondere dem ANBU-Trupp. Aber Kairen hatte sich bislang einen guten Zeitpuffer verschafft. Zwei Jahre im Untergrund, eine Zeit, die dafür sorgen sollte, dass sich die ANBU nicht mehr effektiv auf die Suche nach dem Flüchling machten. Solange er sich in Kirigakure nicht zu auffällig benimmt, gab es die Chance, nicht entdeckt zu werden. Pech wäre es natürlich dort auf Shinobi aus seinem Heimatdorf zu stoßen - Das könnte Schwierigkeiten mit sich ziehen. Für Kairen war es also wichtig, Verbündete in Kirigakure zu finden, die ihm im Notfall den Rücken deckten. Und dann gibt es da ja noch diesen einen Trumpf, den er sich erarbeitet hat...
Kairen war nun bereits seit mehreren Stunden unterwegs und es wurde Zeit für eine Verschaufpause. Mittlerweile müsste er sich ziemlich in der Mitte seiner Strecke befinden. Cirka zwei Meter vom eigentlichen Straßenweg entfernt, machte es sich Kairen an einem Baum bequam. Angelehnt und mit geschlossenen Augen genoss er die Atmosphäre des Waldes, sog jeden Geruch, jedes Geräusch in sich auf und verweilte in seinen Gedanken.
"Jetzt ein Spinnenbein-Eintopf. Dazu in Fledermausblut eingelegte Rindsaugen." - Ja, Kairen hatte einen sehr eigenwilligen Geschmack, was besonders durch seine Zeit bei den Krähen, aber auch durch das Blut Yatagarasus, seinem Begleittier, resultierte. In der Öffentlichkeit sollte der Nukenin es aber sicher unterlassen, von solchen Speisen zu schwärmen, geschweige sie zu Essen oder jemanden anzubieten. Das würde höchstwahrschlich zu gewissen Komplikationen führen. Doch solange er frei von den Blicken anderer war, konnte sich der junge Mann die Freiheit nehmen, von solchen und anderen Leckereien zu träumen. Apropo Yatagarasu, wo steckte der Halunke denn eigentlich wieder?
"Ob Yata schon fertig mit seiner Erkundungstour ist? Immerhin habe ich ihm nichts geringeres aufgetragen, als jedes große Shinobidorf zu besuchen und Neuigkeiten herauszufinden. Sicherlich wird er bald zurückkehren, schließlich ist es schon einige Wochen her, dass ich ihn fortschickte." Aha, so war das also. Yatagarasu, die Krähe Kairens, durfte den Laufburschen, oder eher beflügelten Spion spielen und Informationen für Kairen einholen. Eine gute Idee, denn immerhin drang seit zwei Jahren keine Neuigkeit in die Ohren des ehemaligen Naras, so abgeschottet lebte er von der Welt bei den Anchu's. Kairen zog ein letztes Mal durch tiefes Einatmen die kühle, feuchte Luft in seinen Körper, ehe er aufstand, seine Hände über sein Becken, direkt neben der Wirbelsäule legte und dann mit einem kräftige Ruck seinen Oberkörper nach hinten warf, während er mit seinen Armen gegendrückte - Ein lautes Geknacke schallte durch den Wald.
"Aaaah!", stöhnte Kairen vor sich hin und nahm wieder eine normale Haltung ein.
"Ich sollte erste Vorbereitungen treffen... Wenn man eines auf dieser Welt brauch, dann sind es Augen, viele Augen, die überall nach dem rechten sehen." - Mit diesen Worten formte Kairen gelassen einige Fingerzeichen -
"Sanzengarasu no Jutsu". Plötzlich schossen unzähle Krähen durch das Dickicht des Waldes und platzierten sich auf den Ästen der Bäume rund um den Nukenin. Kairen wartete, bis auch die letzte zur Ruhe gekommen war und erhob dann das Wort nach einem kleinen Räusperchen:
"Halle meine kleinen Freunde. Schön, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Wie ihr hier rumsitzt, erhaltet ihr die Ehre meine Augen und Ohren auf dieser Welt zu sein. Ich will, dass ihr ausschwärmt und auch überall im Land verteilt. Soabld ihr wichtige Neuigkeiten oder Informationen aufschnappen könnt, berichtet mir davon." Kairen verdankt dem Blut seines Begleittieres nicht nur einen ekligen "Fluch", der auf ihm lastet, sondern besonders die Fähigkeit mit Lebewesen zu kommunizieren und Krähen oder Raben befehle zu erteilen. In ihrer Rangfolge stellt Kairen einen König dar, dem es Folge zu leisten gilt. Selbst, wenn es den eigenen Tot bedeutet. Kairen verschreckte die Arme hinter seinen Rücken und lief mit kurzen Schritten auf und ab.
"Ein Versagen wird nicht geduldet. Macht mich Stolz! Und nun, fliegt in den Horizont." -
"Verdammt war das episch!" - Kairen beendete seine Ansprache und alle Krähen starteten mit lautem Gekrächze ihre Reise. Einige Augenblicke verfolgte Kairen mit zufiredenen Blick das verschwinden seiner Krähen, ehe er sich selbst wieder auf den Weg machte. Noch immer stand locker die Hälfte des Weges vor ihm.
Weitere Stunden verstrichen. Solangsam machte das absolut keinen Spaß mehr. Kairen schlenderte bereits schlaff wie ein Waschlappen über den feuchten Erdboden, der seine Route nach Kirigakure darstellen sollte. Er ließ seinen Oberkörper nach vorne gebeugt und seine Arme hängen, wodurch sie fast den Boden berührten. Mit angestrengter und müder Mimik setzte der arme Nukenin einen Fuß vor den anderen, bis -
"Wahh!" - er über einen Stock stolperte und mit dem Gesicht und auf Knieen auf dem Boden landete.
"Womit habe ich das verdient?", pustete er durch den Schlamm am Boden, der teilweise sein Gesicht bedeckte. Vor ihm sprang plötzlich eine schwarze Katze aus dem Gebüsch und stolzierte die Straße entlang, als ob sie Kairen komplett ignorieren würde.
"War ja klar...", blubberte es erneut hinter dem Schlamm hervor. Kairen hatte es nicht so ganz mit Katzen, besonders mit schwarzen. Waren diese Tiere in seiner Nähe, wurde er wortwörtlich vom Pech verfolgt und es passierte ein Missgeschick nach dem anderen. Doch das sollte es an diesem Tag noch nicht an Pech gewesen sein.
"Der ist ja noch leichtere Beute als gedacht.", ertönte eine helle Stimme zu Kairens Rechten. Ein Blick nach oben verrieht dem ehemaligen Nara, dass er wahrscheinlich schon seit einer ganzen Weile von zwei Typen verfolgt wurde. Ein großer, schmalgebauter Mann mit spitzen Zähnen, hochgestylten weißlichen Haaren und typischer Verbrechermimik, grinste Kairen über beide Backen an und spielte dabei mit einem Kunai in seiner Hand. er ließ es rotieren, schlug es hin und wieder auf die Handfläche seiner anderen Hand und poste im allgemeinen sehr siegessicher vor Kairen herum. Nunja, den Krähenfreund selbst interessierte im Moment nur die Eleganz und Sicherheit, die der Typ mit seinem Kunai bot. Der zweite war ein etwas dicklicher, molliger Mann, ein bisschen kleiner als der erste. Er trug kürzeres, blaues Haar - Aber besonders auffällig war -
"Pfff, deine Nase!", kicherte Kairen hervor, noch immer im Schlamm steckend.
"Halts Maul, du Blindgänger! Sonst stopf ich es dir persönlich!", schrie der Dicke aggressiv heraus, indem er einen Schritt nach vorne setzte und seine Faust aufbäumte. Dadurch kam seine große, rötliche Knollnase glatt noch besser zum Ausdruck.
"Bleib ruhig, der ist doch ohnehin gleich nur noch Futter für die Tiere.", reagierte der andere. Kairen musste erkennen, dass er in diesem Fall nicht um einen Kampf herumkommen wird. Also stützte er sich ab und stand auf. Während er sich mit dem rechten Arm den Schlamm aus dem Gesicht wischte, versuchte er seine Gegner noch kurz zu warnen, immerhin eine Sache der Höflichkeit:
"Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich heute mal auf die paar Groschen verzichten, die es zu erbeuten gibt..." Dann warf Kairen seinen Blick wieder zu seinen beiden Freunden, doch diesmal war es ein psychotischer Gesichtsausdruck, in den die beiden sahen. Offene, übergeschnappte Augen, ein kleines, mörderisches Grinsen. Nun, der junge Mann wurde nicht ohne Grund als A-Rang Nukenin eingestuft, ganz zum Pech seiner Opfer.
"Alter, mach ihn fertig!", sprach der Dicke und sein Kumpel schoss mit dem Kunai in der Hand auf Kairen. Der Shinobi sprang nach hinten zurück, um genügend Freiraum zwischen seinem Kontrahenten und sich selbst zu erhalten, genügend Platz, um eines seiner Jutsu anzuwenden:
"Ninpō: Kage Nui", nachdem er ein Fingerzeichen formte, schnellte sein Schatten nach vorne und teilte sich in spitze Schattenspeere, die seinen Gegner im vollen Lauf abfingen und aufspießten.
"Argh, ein ... Shinobi.", keuchte der schmalte Typ und sackte, nachdem Kairen seine Schatten zurückzog, leblos zu Boden.
"Verdammt!", schrie der Dicke von hinten und nahm seine Beine in die Hand, um zu flüchten. Kairen wartete einen Moment. Soll der Fette doch seinen Vorsprung bekommen, weit schafft er es ohnehin nicht. Der Dicke rannte wie vom Tod verfolgt - Nunja, doch recht zutreffend. Der Schweiß rollte über sein Gesicht. Man spürte regelrecht seine Todesangst. Plötzlich kam ein undefinierbares Objekt von der Seite geschossen, relativ klein und lenkte den Blick des molligen Typs auf sich. Als er wieder nach vorne blickte stand dort Kairen mit erhobenen Kunai.
"Booh!", rief der Nukenin und rammte seinem Gegner das Kunai ins Gesicht. Blut spritzte zu Boden, gefolgt vom einen weiteren leblosen Körper.
Mit dem "Ninpō: Karasu Mane no Jutsu" konnte sich Kairen in eine Krähe verwandeln und so seinem Kontrahenten mit hoher Geschwindigkeit folgen, ihn einholen und letztendlich kaltblütig niederstrecken. Zuvor beseitigte er die erste Leiche und schaffte sie vom Weg - So viel zum Thema "Keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen" - Auf dem der kleine Nukenin nun weiterstolzierte, als wäre nichts passiert. Schon ein seltsamer Kerl, dieser Kairenshi Karasunaki... In der Ferne konnte er bereits einen Lichtschein sehen, der den Ausgang des Nebelwaldes präsentierte.
"Na endlich."←
Stadttor von Kirigakure