Büro des Magister Seiji Masamori (Diplomatie)

[Noctiris]

Noctiris kicherte leise, als Seiji meinte, er wäre immer für eine Überraschung gut. Doch sie stritt ihm dies nicht ab, im Gegenteil. Dafür hatte er ihr diese Aussage schon zu oft bewiesen. Somit würde sie sich auch hier von ihm überraschen lassen, wäre aber gewiss nicht sauer, wenn es nicht klappen würde. Doch die Arbeit rief und so tauschten sie unterschiedliche Sichtweisen zum Thema des ersten Expeditionsgruppe aus. Noctiris stimmte schweigend zu und ließ Seiji fertig sprechen. Auch ich wurde einst im Bereich der Psychologie ausgebildet. Aber ich vermute, eine richtige Medizinerin, so wie es Senjougahara ist, kann sie dennoch besser einschätzen. Außerdem kennt sie sie ja schon besser. Du solltest mit Senjougahara daher das Gespräch suchen um da zu einer Lösung zu kommen. Doch auch ich erachte es als sinnvoll, Ken in der Zeit beschäftigt zu halten. So kann man ihn auch quasi unter Kontrolle behalten, beziehungsweise im Blick behalten. Mit dem Rat von Kratos oder auch Ryuuzaki oder vielleicht auch Senjougahara, je nachdem wer in dem Bereich die meiste Ahnung hat, können wir vielleicht auch schon eine Person erwählen, die einen kleinen Geheimauftrag diesbezüglich erhält, den Jungen im Auge zu behalten. schlug Noctiris vor. Dann wäre direkt noch eine Person beschäftigt. Die ehemalige Hohepriesterin wusste, dass man ein Volk am besten beschäftigt hielt, damit sie nicht aus Langeweile auf dumme Gedanken kamen. Wie Aufstände oder Ähnliches. Wobei das eher Thema von früheren Zeiten waren und sie nicht ernsthaft glaubte, dass solch massiven Maßnahmen hier in dieser Welt entstehen könnten. Dennoch blieb ein Fakt: Die Leute blieben lieber beschäftigt, als in Langeweile mit ihren Gedanken allein zu bleiben. Das war ein einfaches Tun, und etwas, wie man ein Volk, beziehungsweise eine größere Menge an Menschen, am besten unter Kontrolle behielt. Je weniger Zeit sie hatten nachzudenken, desto weniger wahrscheinlich war es, dass sie Dinge hinterfragten. Die beiden Diplomaten tranken ihren Kaffee aus und Seiji merkte ebenfalls an, dass er sich vorbereiten muss. Noctiris schmunzelte. Ich habe deinen Eröffnungskampf gesehen letzte Woche. Ich glaube kaum, dass du dich sehr viel vorbereiten kannst. kam es, leicht scherzend, von ihr. Sie beide planten dann jedoch auch, in den Trainingsbereich zeitnah aufzubrechen, damit sie sich gegenseitig nochmal ihre Fähigkeiten zeigen könnten. Bevor dies jedoch geschah, stellte Seiji ein paar persönliche Fragen an die Aegerin. Ihr Name war Scheherazade. antwortete sie mit einem Hauch von Stolz in der Stimme, als sie den Namen ihrer Lehrmeisterin aussprach, den nun auch Seiji kannte und behalten wollte. Doch Seiji fragte noch mehr, er war aber vorsichtig in seinen Fragen. Das ist richtig. Die Götter erwählen, welchen Stand man in dieser Welt bekommt. Unabhängig des Standes, in welchen man geboren wird. Meine Erzeuger waren einfache Menschen. Man erkannte bereits als ich sechs Jahre alt war, meine Begabung, im Bereich zum Reich des Schattenkünste, also der schwarzen Magie. Mit sieben Jahren wurde ich dann zum Tempel gebracht und fing dort meine zehn jährige Ausbildung an. Ich habe meine Erzeuger nie wieder gesehen. Wobei... vielleicht doch, als ich das Amt ganz übernommen hatte mit vierundzwanzig Jahren. Aber wenn sie jemals vor mir standen und mich um Rat gebeten haben... so habe ich sie nicht erkannt. Ich kann mich nicht erinnern. Während der Ausbildung sie die Erinnerungen an ihre Gesichter immer mehr verblasst und sie spielten keine größere Rolle als jeder andere Bauer im aegischen Reich auch. Ich vermute, dass meine Erzeuger entlohnt worden sind, dafür, dass sie eine Person wie mich in die Welt gesetzt haben und von den Göttern gesegnet wurden, dass ihnen eine solche Ehre zuteil wurde. Aber das weiß ich nicht genau. Es war aber wohl üblich, dass die Erzeuger der Hohepriesterinnen, sollten sie aus einfachen Verhältnissen kommen, sich zumindest um Nahrung und Unterkunft keine Sorgen mehr machen brauchten. Also wird es ihnen schon gut ergangen sein. sagte Noctiris. Man merkte deutlich, dass sie eine starke Distanz zu ihren Eltern hatte. So wurden sie von ihr auch nicht bewusst als "Eltern" betitelt sondern waren ihre Erzeuger. Die Personen, die von den Göttern auserwählt wurden, SIE zur Welt zu bringen, ihr Sprachrohr. Nicht mehr und nicht weniger. Was Thoth sagt stimmt zu teilen. Doch welchen Weg die Götter für eine Person vorgesehen haben, ist nicht immer direkt ersichtlich. Manchmal kann ein einfacher Bauer sich zum Retter eines ganzen Dorfes entwickeln, weil die Götter dies so in sein Schicksal geschrieben haben. Doch dauert es eben manchmal, bis auch wir Menschen erkennen, welche Rolle eine Person in dieser Welt tatsächlich spielt. Denn die Wege der Götter sind nicht immer gradlinig und klar zu erkennen. Auch das was ich tue ist häufig ein Deuten von Zeichen. Manche Zeichen sind mehr als eindeutig. Und manchmal verschweigen die Götter auch mir vieles. Auch wenn ihr versuche ihr Sprachrohr zu sein, so bin auch ich nur ein Mensch. Und auch mir steht es nicht zu, alles zu wissen. So kenne ich natürlich auch mein eigenes Schicksal nicht. Was vielleicht auch gut so ist. Als einst der Juubi angriff und unsere ganze Epoche quasi dem Erdboden gleich machte, gab es zuvor keine Zeichen, die ich hätte deuten können. Kein Hinweis, mit dem ich die Menschen hätte warnen können. Doch es war mir auch nicht vorherbestimmt, das aegische Reich zu retten. Es war mir vorherbestimmt, tausende Jahre später, mit einer Hand voll anderer Aeger, in dieser Zeit zu existieren. sagte sie und lächelte. Auch Seiji sprach über das Schicksal und machte ihr ein ehrliches Kompliment. Eine ganz feine Röte legte sich auf ihre Wangen, die jedoch dank ihrer dunklen Hautfarbe kaum zu sehen war. Sie lächelte dennoch leicht. Ich verbringe meine Zeit ebenfalls gerne mit dir, Seiji. Ich habe das Gefühl, du hast ernsthaftes Interesse an meiner Geschichte. Und vorallem vergisst du mich nicht, sobald ich aus der Tür bin. sagte sie amüsiert. Denn auch Meigetsu hatte sich die ganze Woche über nicht mehr bei ihr gemeldet. Und sie war stur, wenn nichts von ihm kam, lief sie ihm gewiss nicht hinterher. So konnte er sich das geplante Abendessen auch in die Haare schmieren. Auch wenn er sich als Kammherr gut gemacht hatte... so hatte er es die Male darauf nicht mehr wahrgenommen. Dann eben nicht. Aber du hast mir bisher wenig von dir erzählt. Was ist mit deiner Familie und deiner Geschichte? fragte Noctiris und auch bei ihr wurde die Frage von ehrlichem Interesse begleitet. Seiji hatte aber noch eine Antwort auf ihre vorherigen Worte. Er sprach schon lange nicht mehr von "ihren" Göttern und Noctiris hatte das Gefühl, dass er langsam zu akzeptieren begang, wer die wahren Götter waren. Das er anfing zu glauben und das erfüllte sie irgendwie mit stolz. Das sie ihn vielleicht bekehrt haben könnte. Was er dann jedoch sagte sorgte dafür, dass sie sich den gekrümmten Zeigefinger an die Unterlippe legte. Ja... Menschen machen Fehler. Die Wahrscheinlichkeit ist durchaus vorhanden. Es kann auch einst beabsichtigt gewesen sein. Denn eine Hohepriesterin die liebt oder gar ein Kind unter dem Herzen trägt, ist eine Gefahr für das Reich. Besonders ihr Ausfall wäre eine Gefahr. Die Geburt eines Kindes könnte sie schwächen, zeitlich und körperlich. Und eine neue Hohepriesterin wird nicht ständig geboren. Es hängt von den Zeichen der Götter ab, wie lange eine Hohepriesterin dieses Amt inne trägt. Wenn ein Kind früh geboren und gefunden wird, dann ist ihre Zeit in diesem Amt relativ kurz. Es gab aber auch schon welche, die dieses Amt bis ins hohe Alter hatten, da keine auserwählte geboren wurde. Eine Hohepriesterin die selbst ein Kind gebärt wäre dadurch ein Hinderniss. Nicht zuletzt könnte das Hirachiedenken dem göttlichen Willen in die Quere kommen und ein raffgieriger Geist könnte sich denken, dass das Kind einer Priesterin automatisch der nächste Nachfolger wäre. Was nicht beabsichtigt ist von den Göttern. Es hat definitiv mehr gesellschaftliche Vorteile, wenn eine Hohepriesterin gänzlich von solchen Themen ausgeschlossen bleibt. Da sind die eventuellen persönlichen Nachteile sehr gering. fasste sie ihre Gedanken in Worte. Von dem Ansichtspunkt her hatte sie das noch nie betrachtet. Ich denke, ich muss mich dazu mit Thoth mal besprechen, wenn ich ihn sehe... das ist ein interessanter Punkt, den du da angebracht hast. sagte sie und ja, sie wollte sich auf jeden Fall mit Thoth bei Gelegenheit dazu aussprechen. Thoth reichte ihr die Hand und sie gab ihm die Tasse. Sie stand vom Tisch auf und ging mit eleganten, hörbaren Schritten durch den Raum, während Seiji die Tassen spülte. Als er fertig war, drehte er sich lächelnd um und sprach deutlich und langsam einen langen Spruch in aegischer Sprache. Noctiris stockte, als sie das hörte. Man sah ihr an, dass sie sprachlos war, was nicht oft passierte. Sie spürte, wie ihr Herz für einige Momente kräftiger Schlug und sie regelrecht gerührt war. Thoth hat dir auch sowas beigebracht? sagte sie und versuchte die Fassung zu wahren, was ihr nicht leicht fiel. Sie führte den gekrümmten Zeigefinger unter eines ihrer Augen, um ein Tränchen zu fangen, bevor es sich löste und über ihre Wange zu rollen vermochte. Das war schön. Das habe ich schon ewig nicht mehr gehört. sagte sie und lächelte ein ehrliches Lächeln. Sie trat zu Seiji und trat durch die Tür, die er ihr aufhielt. Auf dem Korridor würde sie sich ungeniert seinen Arm nehmen und sich halb bei ihm einhaken. Sollten andere doch denken was sie wollten. Sie war in diesem Moment glücklich um die Bemühungen, die der Mann aufbrachte, ohne davon einen Mehrwert zu haben. Und es rührte sie, dass er sich wirklich so viel Mühe gab. Doch sie konnte ihm nicht richtig danken. Dafür konnte sie noch nicht soweit über ihren Schatten springen. Dennoch versuchte sie es ihm durch Gestiken zu zeigen, was ihr aber auch nicht sonderlich leicht fiel.

TBC: Trainingsbereich