
I'm that bad type, make your mama sad type -
Make your girlfriend mad tight, might seduce your dad type ~
I'm the bad guy... Duh ♥
-Billie Eilish Bad Guy Lyrics-
[Postgruppe: Wir sind die wahren Jäger! - Kojou, Yukina & Shizuka]
Shizuka war ruhig geblieben, beobachtete die Szene mit dem stoischen Blick eines Wesens, das gelernt hatte, dass zwischenmenschliche Spannungen meist nur lauwarme Versuche waren, Dominanz auszutesten. Kojous Umgang mit seiner Schwester, sein chronisches Desinteresse an Etikette und sein Hang zur Tischplatte waren ihr nicht neu, aber dennoch würde er nie zulassen, dass Yukinas Rang durch sein Verhalten geschmälert wurde. Genau wie es auch Shizuka nie zulassen würde! Blut ging bei Yautja über alles! Sollte es zumindest... Dies zeigte sich auch, als die junge Clanführerin eintraf, denn Shizuka ehrte sie nicht nur mit einem Gruß, sondern verneigte sich auch so tief es in ihrer Position ging. Eine Geste, die ihr in der menschlichen Umgebung seltener abverlangt wurde, die sie aber einer Anführerin wie Yukina selbstverständlich zugestand. Schließlich trug diese nicht nur Verantwortung, sondern war auch Trägerin eines Erbes, das mit dem Leviathan tief in mythologischem und genetischem Fundament verwurzelt war. Junges Alter bedeutete unter Yautja nichts - nur Leistung und Führungsstärke zählten. Glücklicherweise konnte die Rothaarige die Gedanken der Anführerin bezüglich Etikette und Tischmanieren nicht hören, wäre dies wohl in einer Diskussion geendet, immerhin wusste die ältere an Orten und zu Zeiten und Gegebenheiten, die es voraussetzten, sehr wohl wann man sich dementsprechend zu benehmen hatte. Aber an einem Ort wie diesem? Niemals galt ihr Etikette, war die Yautja froh, wenn sie unter der Tischplatte keinen Kaugummi kleben sah oder ein Schüler ihr im Vorbeigehen mal nicht entgegen rülpste. Die Aussage des jungen Mannes, dass er stark genug sei und es Shizuka jederzeit beweisen würde, brachte die Ältere nur dazu ihre Augenbraue hochzuziehen, sie antwortete: "Interpretiere nicht mehr in meine Worte als sie offensichtlich bekunden wollen! Das habe ich weder mit einer Silbe behauptet noch steht es mir nah, mich, ohne Grund, mit einem aus meiner Blutlinie zu messen." Wofür auch? Ihr Blick lag gestochen scharf auf ihrem Clanmitglied, doch damit war das Thema auch schon für sie durch.
Die augenscheinliche Dynamik zwischen Bruder und Schwester erinnerte Shizuka an Raubkatzenkinder. Kojou, der ständig provozierte, testete seine Grenzen aus, wie ein junger Jaguar, der glaubte, brüllen zu müssen, um gehört zu werden. Yukina hingegen blieb klar in ihrer Haltung, strafte, wenn nötig, mit Worten - oder kleinen Aktionen wie dem Entzug seiner Nikotinzufuhr. Ein cleverer Schachzug. Und Shizuka hatte sie dabei unterstützt, ohne zu zögern. Nicht weil sie Kojou erziehen wollte - das war bei weitem weder ihre Aufgabe noch ihre Intention, sondern weil sie Tierverhalten kannte: Man half der Leitwölfin, nicht dem Jungtier, das im Rudel noch um seinen Platz kämpfte. Den Kommentar von Kojou gekontert mit einem:"Unser Erbe ist stark genug, um sich nicht in Abhängigkeiten zu flüchten.", blickte die Kampfeinheitlerin ein wenig an den Geschwistern vorbei, vielleicht um die Umgebung abzuchecken, vielleicht eine Macke aus alter Zeit, doch Gewohnheiten legte man eben so schnell nicht einfach ab, hm? Die Ernährung war dabei ein weiterer Punkt, an dem sich die Unterschiede zwischen den Dreien deutlich zeigten. Kojous Faulheit war nicht nur körperlich - sie reichte bis in seine Entscheidungen. Fast wirkte es wie ein Schutzmechanismus, ein bewusstes Verweigern von Leistung, um nicht gemessen zu werden. Doch er war nicht dumm. Shizuka erkannte das. Als er aufstand, um ihnen Frühstück zu besorgen und mit einer ausgewogenen Mahlzeit zurückkam, zeigte er mehr Weitblick, als man Zuka ihm zunächst zugetraut hätte. "Danke Ko!" Doch noch während zurück an den Tisch gekommen war, wollte Yukina wissen welches Jutsu der Jägerin im Kopf herumschwirrte: "Flügel aus Blut.", sagte sie selbstsicher, würde sich von diesem Plan sowieso nicht abbringen lassen, immerhin war es mit das einzig sinnvolle sich in dieser neuen Welt mit Training zu beschäftigen. "Da fällt mir ein, es gibt ja auch noch die eine Sache, die ich von dir oder euch beigebracht bekommen muss..." Ihr Blick wurde eindringlicher, würden die Geschwister schon wissen wodrum es sich handelte. Ko's Vorschlag, Jagdfähigkeiten für Rohstoffgewinnung strategisch einzusetzen, war ein Ansatz, der sich mit Shizukas Denkweise deckte. In einer Welt, die zunehmend Ressourcenknappheit kannte, waren die Fähigkeiten der Yautja kein archaischer Ballast - sie waren ein Schatz. Sein Kommentar zum Tierjagen ließ Shizuka allerdings schmunzeln, innerlich. Natürlich war es sinnvoll, keine Haustiere zu reißen, sie war immerhin nicht blöd. Doch Kojou dachte dabei noch zu sehr in moralischen Kategorien. Für sie war das Jagen immer Ausdruck von Kontrolle und Respekt gewesen - ein Akt, der dann seine Berechtigung hatte, wenn er notwendig war und im Gleichgewicht mit dem Ökosystem stand. Menschen hatten sich zu lange über dieses Prinzip erhoben. Es war Zeit, es wieder als Werkzeug zu nutzen, nicht als barbarischen Reflex. "Ich weiß, man ist es von mir nicht gewohnt, aber es sollte ein Scherz sein..." , seufzte sie. Gelogen! Nunja, zumindest so halb. Als ob sie als geschätzte Jägerin des Clans Mühe, Zeit und Technik aufbringen würde, um ein Haustier oder Kleinnager zu jagen... Tz, das machte doch keinen Spaß! Shizuka legte bei den Neckereien der beiden den Kopf schräg zur Seite und beobachtete die beiden. Wie Kojou Yukina wieder reizte, wohl den nächsten Konter ihrerseits heraufbeschwor, sich dann aber doch bewegte, all das erinnerte sie an ein Tierpaar in der Balzphase - wie zwei Leoparden, die sich mit Knurren und Bissen umkreisten. Liebe innerhalb von Clans war bei manchen Spezies ein genetisches Schutzverhalten, entstanden aus dem Wunsch, starke Blutlinien zu erhalten. Kojou und Yukina waren also nicht abartig, in ihren Augen nur Teil eines größeren, komplizierteren Musters. Vielleicht wollte sie es aber auch nur so sehen, immerhin waren ihr die beiden an ihr schwarzes, verdorbenes Herz gewachsen, auch wenn sie dies niemals laut aussprechen würde... Shizuka würde ihre eigenen Schlüsse aus dieser Verbindung ziehen, aber sie würde nicht verurteilen. Nicht sie, die den Planeten durchstreift hatte, auf der Suche nach dem stärksten Beutetier. Sie hatte Paare gesehen, die zusammen kämpften, töteten, liebten. Und sie wusste: Loyalität und Vertrauen wogen schwerer als jede gesellschaftliche Norm. Also sagte sie nichts, zu niemandem, nicht einmal zu den beiden. Wenn der Instinkt ihr sagte, dass es Zeit war zu sprechen, würde sie es schon tun -wie es eine wahre Jägerin eben tat. Dass Kojou sich direkt seinen Teller schnappte, sah ihm ähnlich. Shizuka nahm auch einen, nickte der Anführerin entgegen und bot ihr an, ihr aufzutun, wenn diese das Angebot annahm würde Shizuka ihr den Teller befüllen, wenn nicht, würde sie ihr den Teller wenigstens weiter reichen und sich ihren eigenen schnappen, um ebenfalls etwas auszuwählen, was sie essen mochte. "Guten Appetit!", wünschte sie den beiden dann noch, ehe sie sich etwas von dem Reis nahm und zu Munde führte...