
Wie so oft gingen sie schweigend nebeneinander. Myra und Mitumial hatten sich in der Regel nichts zu sagen. Beide eher in sich gekehrte Persönlichkeiten. Aber nach einem munteren Gespräch war dem Mädchen ohnehin nicht zumute. Sie plante ihren Ausbruch und mithilfe ihres neu gefundenen Verbündeten würde ihr dies auch gelingen. Als sie aus dem Augenwinkel die Präsenz der Person wahrnahm, nutzte sie auch direkt die Gelegenheit und tacklete den Mann neben sich in Richtung des anderen. Der erfasste die Situation korrekt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Myra musste blinzeln. Hatte er gerade seinen Arm... scheiße. Er hatte ihn verlängert. Sie hatte das richtig gesehen. IIIIIH! Entkam es Myra in einem schrillen Ton und sie wich gut einen Meter zurück. Sie rechnete mit vielen Dingen. Aber nicht damit, dass jemand spontan seinen Arm ausfuhr, wie ein Chamäleon seine Zunge! Und was auch immer er daraufhin tat, irgendwann schien es bei ihrem gemeinsamen Feind zu bewirken. Die Schwarzhaarige hatte dem Uchiha eine ganze Weile in die Augen geschaut und bis zu diesem Punkt war nie etwas passiert. Jetzt aber traf er die Entscheidung dazu und ihr wurde erst wirklich bewusst, wie sie ihm die ganze Zeit ausgeliefert war. Diese Erkenntnis jagte dem Mädchen eher eine Gänsehaut über den Rücken, als die Geschichte mit dem labberigen Arm. Aber was auch immer der Schwarzhaarige mit Mitumial tat, er war nicht mehr er selbst. Als wäre er ohnmächtig oder in Trance ließ er einfach den Kopf hängen. Damit hätten sie ihn. Fragend und minimal überfordert schaute sie zu Tenzo, doch ermahnte sie sich direkt wieder den Blickkontakt abzubrechen. Also das mit dem Arm hinterfrage ich einfach später. Stellte die Nukenin direkt klar und ging vorsichtig auf den in Trance versetzten Mann zu. Mit ausgestrecktem Arm und zwei Finger stppste sie ihn an der Schulter mehrmalig an, schnippste dem nach unten gewandten Gesicht. Noch wusste das Mädchen nicht so recht, was sie nun mit dem Mann anfangen sollte. Er schien ganz offensichtlich nicht bei sich. Aber wie sollten sie ihn dann verhören? Nun, da er aber nicht reagierte, oder es nicht konnte, nutzte Myra dies als Gelegenheit für andere Dinge. Schamlos wie sie war, tastete sie geübt und hastig den Körper des Mannes ab und griff in die Taschen. In einer fand sie den Fernzünder und zog ihn mit siegreichen Lächeln hervor. Abermals ging sie den Körper ab und beschränkte sich auf speziellere Verstecke. Wozu befragen, wenn man auch einfach greifen konnte? Am linken Handgelenk wurde sie unter der Manschette des Hemdes endlich fündig. Eine Wölbung machte sie stutzig und so öffneten ihre kleinen Griffel kurzerhand den Knopf. Um das Handgelenk gewickelt fand sich ein kleiner Schlüssel. Ihre Augen weiteten sich und leuchteten regelrecht. Mit nervösen Fingern und leisen Flüchen löste sie den Schlüssel mit dem Band und führte ihn direkt zu ihrem Nacken. Es kostete sie einen Moment, dann kam mit einem leisen klacken auch die größte Erleichterung, die das Mädchen seit langer Zeit spürte. Langsam lockerte sich der schwarze Reif und sie nahm ihn ab. Zischend stieß sie die Luft zwischen den Zähnen aus, während Myra den Reif in ihrer Hand drehte, und in einem plötzlichen Anfall von blinder Wut gegen den Brustkorb des mehr oder minder bewusstlosen Mannes warf. Dumpf prallte der Reif ab und kam mit einem klirren auf den Boden auf. Da hast du das scheiß Teil wieder, du verfickter Hurensohn! Das musste sein. So schnell wie sie die Wut erfasste, so verflog sie auch wieder und in einem Anflug der Erleuchtung, hob sie den Reif wieder auf. Ääh... oder besser nicht. Nachher versuchst du den scheiß nochmal. Nicht wissend, was sie mit dem Teufelsteil nun anstellen sollte, flog es kurzerhand aus dem geöffneten Fenster in ein Gebüsch im Garten. Wuh! Sehr gut! Und wie kriege ich jetzt meine Ausrüstung? Sie sah fragend zu ihrem Verbündeten und abermals wich sie dem Augenkontakt aus. Myra hatte sich das mit dem Verhör ein wenig anders vorgestellt. Die Nukenin wusste auch nicht, dass Mitumial weiterhin aufnahmefähig war.