Es war nervtötend. Der Urwald war so dicht, dass ein Vorankommen kaum möglich war. Der Junge auf ihrem Rücken erschwerte den Marsch dabei zusätzlich. Irgendwann ging Sumiyaka dazu über, nicht mehr mit Hilfe eines Kunais den Weg frei zu schneiden, sondern mit dem
Kaze no Yaiba. Dabei erlaubte es ihre außergewöhlich gute Chakrakontrolle, dass sie damit ohne allzu viel Chakraaufwand vorwärts kam. Eine ganze Weile schritt sie schweigend aus, während der Junge auf ihrem Rücken lediglich ab und zu den Kopf hob und mit einem Fingerzeig ihr eine neue Richtung wies. Beinahe eine halbe Stunde dauerte dieses Procedere, bis Sumiyaka die Stimme erhob,
"mein Name ist übrigens Sumiyaka, aber alle rufen mich nur Sumi. Und wie heißt du?" Warum sie dies tat, konnte sie nicht genau sagen, doch nannte sie dem Jungen ihren richtigen Namen. Lange Zeit hatte sie in Kumogakure unter ihrem Anbu Decknamen gelebt. Heute war das erste mal seit einer scheinbaren Ewigkeit, dass sie jemandem ihren tatsächlichen Namen verriet. Selbst Mika kannte die Sheruta nur unter dem Namen Ayame.
"Ich bin Keto", antwortete ihr der Junge nach einigem Zögern.
Wie alle seines Volkes war auch er Fremden gegenüber misstrauisch. Dies hatten ihm seine Eltern und auch alle anderen Erwachsenen stets eingetrichtert. Zwar gehörte er bereits der sechsten Generation seit der Tyrannei Orochimarus an, doch der Missmut allen Menschen außerhalb der Insel wuchs mit den Jahren eher noch, als das er mit der Zeit abebbte. Das Volk von Kamikakushi fühlte sich von der Außenwelt verraten, da dereinst niemand zur Rettung ihrer Ahnen eilte und missbraucht von Orochimaru und Akatsuki. Größer noch als der Hass auf die Außenwelt ist dadurch wohl nur noch ihr Hass und die Verachtung gegenüber der unheimlichen Mantelträger. Dies wurde Keto seit seiner Geburt gelehrt. Doch immerhin hatte diese Sumiyaka ihm das Leben gerettet und trug ihn nun zurück zu seiner Mutter. Wie bösartig konnte diese Frau tatsächlich sein? Der unverdorbene Geist des Fünfjährigen konnte nicht daran glauben, dass ein solcher Mensch zu Bösem in der Lage war. Wie konnte man das Leben eines Fremden retten und gleichzeitig Unrecht tun. Nein, in der Welt von Keto war dies nicht möglich. Auch erinnerte er sich an die Geschichte über einen Mann Namens Masamori Seiji. Seiji war vor einigen Jahren auf die Insel gekommen.
"Ähnlich wie Sumiyaka vermutlich hier her gekommen ist, überlegte sich Keto.
"Nein, Sumi", verbesserte er sich in Gedanken. Dieser Seiji kam auf die Insel und verweilte eine geraume Zeit hier. Dabei gelang es ihm, das Vertrauen der Inselbewohner für sich zu gewinnen. Es gab viele Geschichten über Seiji, denn er erkundete das Gebirge der Insel, so weit hinein, wie es selbst die Inselbewohner nicht mehr wagten. Denn das Gebirge barg weit im Inneren Gefahren von denen bei seinem Volk nur noch Sagen kursierten.
Müde lehnte sich Keto an die Schulter Sumiyakas. Es war nicht mehr weit bis Fukigakure, das wusste er. Außerdem war er mehr als erschöpft. Sein Kopf dröhnte und seine Stimme war rau und heißer vom vielen Rufen. Die Wärme der Kunoichi dran von unten durch seine Kleidung und umfing ihn so mit einem Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Während er beinahe anfing einzudösen bemerkte er den Geruch nach Kräutern, der Sumiyaka anzuhaften schien. Das erinnerte ihn an den Dorf-Medic und zauberte ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen. Der hiesige Medic war nämlich ein alter Kautz, den die Kinder gern zu ärgern pflegten. Nicht selten saß Keto auf einem Ast und beobachtete die älteren Kinder, wie sie dem Alten erneut einen Streich spielten. Doch wenn sie krank wurden, kamen sie Reumütig zurück zu dem alten und zogen ängstlich die Köpfe ein, während er sie behandelte. An dies und ähnliche Ereignisse dachte der Junge, als sie endlich unter dem Dorf ankamen. Murmelnd verkündete er ihre Ankunft.
Sumiyaka atmete erleichtert auf, als Keto ihm sagte, dass sie ihr Ziel erreicht hätten. Deshalb blieb sie stehen und sah sich um. Doch noch immer konnte sie nichts als Urwald erkennen. Weit und breit war nichts zu sehen, dass auch nur dem entferntesten einer Hütte oder ähnlichem aussah. Gerade als sie Keto fragen wollte, ob er sich sicher war hier seine Mutter auffinden zu können, war ein leises Surren zu vernehmen und nur einen Wimpernschlag später war die Sheruta umringt von fünf grimmig drein schauenden Männern. Sie hatten sich mit Lianen aus den Baumkronen herab segeln lassen und schienen sich nun zum Kampf bereit zu machen. Aber zuvor trat einer von ihnen einen Schritt auf sie zu, streckte ihr fordernd seine Linke entgegen und grollte,
"gib den Jungen frei!" Mit gerunzelter Stirn sah sie den Fremden überrascht an. Einen solchen Empfang hatte sie nicht erwartet. Doch wenn sie ehrlich sein sollte, hatte sie mit überhaupt keinem Empfang gerechnet. Langsam und mit fliesenden Bewegungen löste Sumiyaka das Seil, mit dem Keto auf ihrem Rücken Halt fand, um die Männer zu keinen unüberlegten Übergriffen zu verleiten, weil sie dachten, dass die Fremde vielleicht eine Flucht oder gar einen Angriff auf sie versuchen wollte. Dabei meinte sie im ruhigen Ton,
"aber gebt acht, er ist verletzt und brauch vor allem Ruhe." In ihrer Stimme wwar Vernunft und Selbstbewusstsein zu vernehmen. Der Klang von Angst oder Aggressionen fehlte ihr jedoch gänzlich. Dies ließ nun den Anführer des kleinen Trupps kurz verwundert aufblicken. Doch versuchte er sich nichts von seiner Überraschung anmerken zu lassen. Dennoch war es dem geübten Blick eines einstigen Anbu Leaders nicht entgangen.
Nachdem sie Keto wieder in ihrem Gewahrsam hatten, setzte sich Sumiyaka ihren Rucksack wieder auf den Rücken. Nicht jedoch, ohne zuvor das Seil wieder darin verstaut zu haben. Alarmiert standen die Männer dabei um sie herum und warteten voller Spannung darauf, dass die vermeintlich friedliche Fassade der Fremden bröckelte und sie sie stattdessen doch noch angreifen würde. Nichts dergleichen geschah. Stattdessen standen alle sieben unverändert an Ort und Stelle. Keto war mittlerweile in den Armen des Anführers eingeschlafen, während die Männer finster auf die Fremde starrten. Sumiyaka vermutete, dass sie die Gegenwart von Fremden nicht gewohnt waren und nun mit sich haderten, was sie mit ihr anstellen sollten. Sie töten oder gefangen nehmen. Das sie laufen gelassen werden würde bezweifelte Sumiyaka stark. Aus einer Eingebung heraus trat die Sheruta nun ihrerseits einen Schritt auf den Fremden zu. Dieser stand, um Keto in Empfang nehmen zu können, ohnehin schon dicht bei ihr und befand sich nun Angesicht zu Angesicht mit Sumiyaka. Diese streckte ihm ihre Hand entgegen, um ihn zu begrüßen, während sie mit klarer Stimme vernehmen ließ,
"ich heiße Sumiyaka und in sofern er bei euch ist, würde ich gern mit Seiji sprechen."__________________________________________________________________________________________________
Name: Kaze no Yaiba ("Klinge aus Wind")
Rang: A-Rang
Chakraverbrauch: Hoch
Reichweite: Nah
Beschreibung: Dies ist ein Jutsu, bei dem an der Hand des Anwenders eine kaum zu stoppende Windklinge entsteht. Nach dem letzten Fingerzeichen sammelt sich Wind um die Hände und durch eine Bewegung oder den Willen schleudert man die Klinge auf den Gegner.