„Ich…“ Hana zögerte. Hatte sie nicht bereits schon zu viel gesagt? Wieso hatte Leiko ihr ihr Geheimnis überhaupt so schnell entlocken können? Nachdenklich blickte sie zu dem Jungen, dessen Begegnung ihr ganzes Leben umzukrempeln schien. Hana konnte seinen Worten eine gewisse Wahrheit nicht unbedingt absprechen. Natürlich wusste selbst sie nicht, wie mächtig und einflussreich ihr Bruder war, aber… Nein, die Frage war doch eher, woher wusste Leiko auf einmal solche Dinge? Er wirkte doch sonst immer so… ja wie? Unwissend? Nein, unerfahren? Vielleicht eher. Er erinnerte sie an sich selbst, jenen verhassten Menschen aus dem Spiegelbild, dem sie öfter in die Augen blickte. Sie hasste so viele Charakterzüge an sich. Ihre Vorliebe für Luxus war es jedoch fast nie gewesen und jetzt, jetzt zweifelte sie auf einmal daran, ob Luxus nicht vielleicht doch nur eine Annehmlichkeit der Starken war? Leiko hatte schon recht… irgendwo waren es auch ihre eigenen Gedanken gewesen zu vor. Ein Schwächling hinter den Marionetten konnte man einfach übernehmen, um dann selbst zum Puppenspieler zu werden. Ishgard… die Stadt des Friedens, sie sollte zusammen mit der Familie die stärkste Fraktion sein. Gerüchten zu Folge, gab es ein Bündnis zwischen Ishgard und der Familie. Es würde die Yamanaka nicht wundern. Ihnen war alles zuzutrauen. Für sie war es ohne Bedeutung jemanden zu töten. Erneut blickte sie zu Leiko und war immer mehr in ihren eigenen Gedanken gefangen. Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich Yuu als nützlich erweisen wollte, dass sie sich vor ihrer Familie beweisen wollte. Doch das alles würde nur funktionieren, wenn sie seine Prüfung bestand. Eine Prüfung der Familie. Hatte sie die bestanden, dann wäre sie doch was oder? Es war ein kleiner Schritt in Richtung Anerkennung vor der Familie, vielleicht mehr als manch anderer Mensch. Sie dachte an die Dorfbewohner Otogakures. Ob sie dann etwas Besseres wäre als sie? Leiko würde sie sicher tadeln für diesen Gedanken, denn wahrscheinlich war es wieder eine Schwäche. Er hörte sich irgendwie wie Minato an. Hatte er nicht auch von Schwächen gesprochen gehabt? Die Masse der Gedanken, die sie immer wieder fortzuziehen versuchte, es in gewisser Weise bereits geschafft hatte, schmerzte sie und ließ keine klare Erinnerung an den genauen Wortlaut des Jinchuriki zu. Aber sie musste versuchen sich zu konzentrieren, sie musste im hier und jetzt bleiben.
„ Es tut mir leid. Du hast recht.“ Platzte es auf dem Mädchen nach einer Weile heraus in der sie still geblieben war, doch es blieb noch unklar was genau sie meinte. „
Ich bin schwach. So wie ich jetzt bin, werde ich es nicht schaffen können. Wie menschlich du sie auch immer gestalten magst.“ Es war wohl eindeutig das sie über die Prüfung sprach. Hana war stehen geblieben, sah erneut zu Leiko rüber und sah ein wenig zerknirscht aus. Die Situation schien ihr gar nicht zu gefallen. Aber im Grunde hatte sie es sich ja schon nach dem „Besuch“ von Minato und Tia eingestanden.
„Ich will nicht für mich kämpfen. Das wollte ich noch nie, glaube ich. Aber um meinen Vater stolz zu machen. Und du weißt doch… was gut werden soll, musst du selber erledigen.“ Damit sollte auch geklärt sein, dass Hana keineswegs beabsichtige sich nicht selbst die Finger schmutzig zu machen oder gar andere Leute für sich arbeiten zu lassen. Nun vielleicht würde sie letzteres auch irgendwann einmal tun, wenn sie genügend Macht hätte, aber nicht jetzt. Langsam setzte Hana sich wieder in Bewegung und antwortete dann noch beiläufig und ein wenig leise die Sache mit ihrem Bruder.
„Du würdest ihn wahrscheinlich sogar kennen. Ich glaube, dass alle Leute mehr über ihn wissen als ich und das frustriert mich. Ja er ist ein Shinobi und er verfolgt seine ganz eigenen Pläne. Ich reise nicht mit ihm zusammen, weil ich ihn noch nicht gefunden habe. Aber eigentlich… ich weiß nicht, ob ich ihn jetzt schon finden möchte.“ Hana blickte nachdenklich, wenn gleich ein wenig unglücklich heran. Yuu zu finden war was sie wollte. Sie hatte nie den Anspruch gehabt an ihre Reise dieses Ziel wirklich zu erreichen, sondern auch stärker im Bereich der Fuuinjutsu zu werden, aber… „
Danke Leiko, das ist ein sehr liebes Angebot. Aber ich möchte selbst stark genug werden, um keinen Schutz zu brauchen. Also ja, ich würde mich über deine Hilfe dazu freuen.“ Ließ man den Fakt ab, dass diese Hilfe Hana wahrscheinlich e für ihre Gegenleistung verlangt hätte.
„Ich habe gesehen, was du mit den Banditen gemacht hast. Ich denke, dass du mir eine Menge zeigen könntest, auch wenn ich nicht wirklich ein… Kämpfer bin.“ Leikos Frage brachte sie ziemlich aus dem Konzept. Verwirrt blickte sie ihn an, das war in gewisser Weise eine sehr merkwürdige Frage. Anstatt daher auf den ersten Teil zu antworten, versuchte sie zunächst auszuweichen und auf den letzteren Teil zu antworten.
„Eh… ich… Du… willst du fort? Ich meine dein Training, kannst du doch auch hier verrichten? Wo willst du überhaupt hin? Und sollte ich dir nicht die Stadt zeigen? Meine Mutter hat hier ein Haus mit einer Art Trainingsplatz, den du sicher benutzt kannst. Ich wollte mir von ihr lediglich ein Techniken beibringen lassen, aber das ist nichts was ich nicht auch unterwegs machen könnte. Außerdem… es ist doch schon recht spät. Wollen wir nicht erst mal ein wenig schlafen und uns ausruhen bevor wir weiterreisen? “ Das waren viele Fragen, aber da sie ihre Gedanken in diesem Moment nicht gerade wirklich konzentrieren konnte, war ihr das wohl nachzusehen.
„Und was ich machen will… das geht schnell… denke ich. Aber wir sollten wirklich bis morgen früh warten.“ Außerdem würde sie ihre „Bestellung“ wohl erst dann erhalten, auch wenn es sein konnte, dass ihre Mutter vielleicht noch ein oder zwei Übungspuppen besaß. Und hatte sie nicht sogar eigentlich den Plan gehabt, hier zu trainieren und sich über neue Jutsu Gedanken zu machen?! Warum hatte sie überhaupt von einem „wir“ gesprochen, das war aber noch nicht eindeutig in Gedanken ausdiskutiert. Würde sie wirklich die Nacht hier verbringen, würde sie heute Nacht wohl eher sich erneut in ihren endlosen Gedankenschleifen verlieren anstatt zu schlafen. „
Und das mit Bad. Ich glaube…“ Sie blickte Hilfe suchend zu Kusanagi, doch der schien sie entweder erst gar nicht zu beachten oder ihr nicht bestehen zu wollen. „
bestimmt?“ gab sie zögerlich fragend von sich, wobei ihre Stimme auf Grund der Unsicherheit ein wenig hoch wurde zum Ende hin. Was wäre es aber nur, wenn man sie erwischen würde? Würde man dann verwerfliches denken? Wahrscheinlich war ihr gar nicht mal wirklich richtig in den Sinn gekommen, dass man beim Baden wirklich richtig nackt war. Soweit sie zumindest wusste gab es hier definitiv ein getrenntes Bad aber auch ein gemischtes.
„Dann … gehen wir wohl jetzt baden?“ schlussfolgerte Hana und versuchte ihr steigendes Unwohlsein zu verbergen. Sie sollte ihrem Bruder gegenüber stehen. Einem Majin. Sie wollte einem Dämon gegenüber stehen und das furchtlos. Dann musste sie es jetzt auch schaffen in ein verdammtes Bad zu gehen. Es war doch überhaupt nichts dabei. Es war ja nur ein Bad. Mehr nicht. Und sie liebte doch den Onsen! So sehr. Aber was wäre, wenn sie sich einen Fehltritt leisten würde? Irgendetwas über das die Leute wieder reden würden? Weil sie sich nicht normal genug benahm? Nein, Leiko war doch selbst komisch genauso wie sie. Ein Fauxpas in seiner Nähe war wie … wie nicht zu beachten.
Überwinde, dich Hana, rief sie sich in Gedanken auf. Also es war: Nur. Ein. Bad. Panik war überflüssig, weswegen sie versuchte tief durchzuatmen und sich wieder zu beruhigen. Es gelang ihr jedoch nicht, dass ihre Gedanken wieder ein wenig abschweiften, wie sie es so gerne taten, doch wenigstens gelang es ihr diese in produktivere Richtungen zu lenken über ihr kommendes Training.
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