Hirokus kleines HäuschenGanze fünf Wochen musste der Senju in seinem hölzernen Rollstuhl ausharren, ehe es ihm vor kurzem erlaubt worden war, sich mit Krücken wieder richtig fortbewegen zu können. Nachdem er in diesen vergangen fünf Wochen nur zu Hause rumsaß, beschloss er genau an diesen Abend mal einen etwas längeren Spaziergang zu wagen, um seine läuferischen Grenzen bestimmen zu können. Warum es genau dieser Abend war, oder warum ihn sein Weg zum Friedhof führte, wusste er nicht, denn er hatte wenig, bis gar keinen Grund überhaupt solch eine vom Tode heimgesuchte Gegend überhaupt aufzusuchen. Was es auch war, es schien ein Schicksalsschlag gewesen zu sein - oder etwas ähnliches, denn streng genommen glaubte der Senju nicht an sowas - aber gerade, als er dem Friedhof seinen Rücken kehren wollte, hörte er eine Stimme, die ihm mehr als bekannt vorkam. Sie kam aus den mit Steinen verunstalteten Ort und klang wehmütig, ganz anders als Hiroku es von dieser Person erwartet hatte. Schwer fällig, immer darauf achtend, dass er mit seinen Krücken nicht irgendwo hängen blieb, folgte er der Stimme, bis er ein Mädchen vor einem Grabstein erblickte. Es war nicht irgendein Mädchen, nein, es war seine erste und letzte Oinin-Schülerin, sein geheimer Stolz, den er, wie er selbst der Meinung war, auf den richtigen Pfad gebracht hatte. Er erinnerte sich noch ganz genau, als wäre es Gestern war, wie viel Mühe er sich gegeben hatte. Und doch schien er etwas falsch gemacht zu haben. Er blieb noch ein wenig im Schatten und sollte nicht bemerkt worden sein, so wie es sich bei einem richtigen Oinin, wie er einer war, gehörte und beobachtete emotionslos das Szenario. Er stand direkt hinter ihr, konnte also ihr Gesicht nicht sehen, aber das Schluchzen zeigte ihm, dass sie vehement Weinen musste. Er hatte von einem Vorfall gehört, dass ein Junge, der sehr nah an seiner Ehemaligen stand, kürzlich verstarb, aber er wusste auch, dass die Beerdigung schon länger vorbei war und wunderte sich, dass sie noch immer so stark trauerte. Er selbst hatte Gottseidank noch nie eine geliebte Person verloren und kann somit ihre Gefühle nicht ganz nachvollziehen. Er wusste aber, dass es schmerzvoll sein musste. Gerade wollte er sich ihr nähern, als sie anfing zu sprechen. Sie war hoffnungsvoll, dass der verstorbene Junge seinen Frieden gefunden hatte und auf seinen Vater treffen würde, der anscheinend auch verstorben war und dass er noch zu allem übel ihrer Schwester grüßen sollte. Innerlich ohrfeigte der Senju sich für seine harten Gedanken, denn die Hyuuga hatte ein schreckliches Leben voller Schmerz in ihren 18 Jahren schon hinter sich. Plötzlich drehte sie sich lächelnd um und versprach dem Grabstein, dass dessen Besitzers Tod noch von ihr gerächt werden würde. Einen kurzen Augenblick standen sich die beiden Oinin gegenüber. Der Eine, und er war ein Vertreter der Senju konnte seinen Gegenüber klar und deutlich erkennen, aber der Andere, eine Hyuuga, würde ihn nur sehen, wenn sie in die Dunkelheit nach ihm suchen würde. Kopfschüttelnd trat der Senju ins Licht. Sie hatte anscheinend nicht ganz von ihm gelernt, oder aber er war ein schlechter Lehrer gewesen.
"Rache ist nun wirklich nichts, was ich dir damals beigebracht hatte, oder erinnere ich mich da falsch?", meinte er vorwurfsvoll und schaute sie genauso an. Zum Einen freute er sich, sie wieder zu sehen, aber zum Anderen fand er die Zeit und die letzten Worte, die sie sprach, weniger erfreulich. Er erinnerte sich an das Image, dass die beiden in Oinin Hauptquartier hatten: Die Kiri-Konoha Oinin. Nicht, weil sie aus Konoha zu ihnen kamen, nun nicht zu hundert Prozent, sondern weil sie vollwertige Kiri Gakure Shinobi waren, die Konoha Bluterben in sich trugen. Er freute sich, dass die Beiden den selben Ursprung teilten und gab sich deswegen besonders viel Mühe beim Training, aber er war nun enttäuscht, sie nach ihrem Oinin Abschluss so zu sehen.
"Was ist aus meiner süßen Schülerin geworden, die immer so viele Fragen stellte und nach Wissen gierte? Wo ist deine liebevolle Ader geblieben? Ich erkenne dich gar nicht mehr wieder." Vielleicht überreagierte der Senju ein wenig, denn aus dieser Situation konnte man nur schwer überhaupt erkennen, wie die Hyuuga sich nach ihm entwickelt hatte. Seufzend rückte er seine Krücken zurecht und guckte auf den Grabstein.
"Es tut mir leid, ich.", es folgte eine kurze Pause,
"Ich kann mir vorstellen, dass dieser Verlust sehr schwer in deinem Herzen liegt. Ich kann mir vorstellen, dass du jetzt nicht alleine sein willst. Wenn du willst, können wir irgendwo hingehen und über all das hier reden." Hiroku war kein sentimentaler Shinobi, überhaupt hatte er keine Ahnung, wie er mit ihr reden sollte und vor allem was er tun musste, wenn sie wieder anfing zu weinen. Sie müsste das über ihn wissen, aber auch, dass er ihr ernsthaft helfen wollte. Er blickte sich ein wenig um und hoffte bald von diesem Ort verschwinden zu können. Er hielt nicht viel davon in einen umzäunten Gebiet zu stehen, in dem alle zwei Meter eine vergrabte Leiche ein neues Zuhause gefunden hatte. Wer weiß welches verfluchte Jutsu diese Armee wieder zu den Lebenden bringen konnte. Welch eine grausame Vorstellung wie er fand.